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Psychotherapie aus Patientensicht - Steigender Bedarf und hohe Zufriedenheit in Hessen

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Frankfurt, 18. Juni, 2020 – Immer mehr Menschen in Hessen benötigen eine Psychotherapie. Der aktuelle Arztreport der Barmer zeigt: Allein im Jahr 2018 suchten in Hessen 288.000 Menschen einen Therapeuten oder eine Therapeutin auf. Das waren 39 Prozent mehr als noch im Jahr 2009. Damit bei steigendem Bedarf der Zugang zu passenden Therapieangeboten auch möglichst zeitnah gelingt, wurde 2017 die Psychotherapie-Richtlinie reformiert. Im Zuge der Reform wurde die psychotherapeutische Sprechstunde eingeführt, eine erste Möglichkeit für einen intensiveren Austausch zwischen Patient und Therapeut. Eine repräsentative Umfrage der Barmer zeigt, dass Patientinnen und Patienten in Hessen mit dieser Sprechstunde und ihrem Weg in die Psychotherapie zufrieden sind. „Die Zuwendung der Therapeuten, die sich für die Probleme ihrer Patientinnen und Patienten Zeit nehmen, wird wertgeschätzt. Fast 90 Prozent der Befragten finden, dass sich ihr Therapeut im Rahmen der Psychotherapeutischen Sprechstunde umfassend mit ihren Beschwerden befasst hat“, sagt Martin Till, Landeschef der Barmer Hessen und bewertet die Ergebnisse der Reform überwiegend positiv. 

Die Depressive Episode ist unter den psychischen Erkrankungen in Hessen am häufigsten vertreten. In 2018 waren 9 Prozent der hessischen Männer betroffen und 16 Prozent der Frauen. Damit liegen die Hessinnen und Hessen bei dieser Diagnose über dem Bundesdurchschnitt von 8 Prozent bei den Männern und 15 Prozent bei den Frauen. In Hessen waren im Jahr 2018 laut Bundesarztregister 2.139 Psychotherapeuten und 513 Kinder- und Jugendtherapeuten tätig. Im Jahr 2013 kamen 43 Psychotherapeuten auf 100.000 Einwohner Hessens, im Jahr 2018 waren es 54. Das entspricht einem Anstieg von 25 Prozent. Analog stieg der Anteil der Hessischen Bevölkerung, der Kontakt zu Psychotherapeuten hatte, zwischen 2009 und 2018 um 39 Prozent. In mehreren Hessischen Städten liegt die Therapeutendichte weit über dem Landesschnitt: Im Jahr 2018 kamen in Darmstadt im Durchschnitt 104 Therapeuten auf 100.000 Einwohner, in Kassel waren es 117 und in Offenbach sogar 122 Therapeuten je 100.000 Einwohner. Auch in Hessen arbeiten Therapeutinnen und Therapeuten vermehrt in Teilzeitmodellen. Während 2013 noch 89 Prozent der Therapeutinnen und Therapeuten in Vollzeit arbeiteten, waren es 2018 nur noch 73 Prozent.

Hohe Zufriedenheit mit der psychotherapeutischen Behandlung

Die Hessinnen und Hessen, die ihren Weg in die psychotherapeutische Sprechstunde gefunden haben, bewerteten das Versorgungsangebot weit überwiegend positiv. „Mehr als 80 Prozent der Befragten erhielten das Angebot, eine Therapie in derselben Praxis aufzunehmen, die auch die psychotherapeutische Sprechstunde durchgeführt hat – ein deutliches Indiz für einen schnellen und unkomplizierten Therapiebeginn“, erläutert Martin Till. Mehr als 70 Prozent der Befragten hatten nach der Sprechstunde tatsächlich eine ambulante Therapie aufgenommen. Aus dieser Gruppe warteten 66 Prozent weniger als vier Wochen auf ihren Therapiebeginn. Für 18 Prozent begann die Therapie nach vier bis acht Wochen und nur 16 Prozent warteten länger als acht Wochen auf den Beginn der Therapie. Die Hessinnen und Hessen mit Therapiebedarf vergaben Bestnoten für ihre Therapeuten: 89 Prozent waren mit dem Vertrauensverhältnis zufrieden. Für 90 Prozent war die Behandlungsmethode zufriedenstellend. 79 Prozent der Befragten gaben an, mit der psychotherapeutischen Behandlung insgesamt ‚vollkommen zufrieden‘ oder ‚sehr zufrieden‘ zu sein. „Im Jahr 2016, also vor der Reform der Psychotherapie-Richtlinie, hatten in Hessen mehr als 257.000 Menschen Kontakt zu einem Psychotherapeuten. Im Jahr 2018, nach der Reform, waren es bereits mehr als 288.000. Der Anstieg von zwölf Prozent ist ein deutliches Indiz für die Wirksamkeit der Reformmaßnahmen“, so Till.

Potential für digitale Versorgungsangebote

Während Abläufe und Maßnahmen der Therapie sehr positiv aufgenommen wurden, waren auch in Hessen nur etwa zwei Drittel der Befragten mit dem Ergebnis der Therapie zufrieden. Wichtig sei, dass eine Therapie durch verschiedene Maßnahmen unterstützt werden kann. „Potential für eine Verbesserung der Ergebniszufriedenheit sehe ich bei digitalen Angeboten wie Apps und Online-Kursen. Diese können niedrigschwellig in den Alltag integriert werden, um die Therapie zu flankieren. Eine therapeutische Begleitung dieser Maßnahmen ist wichtig, aber der direkte Kontakt zum Therapeuten ist nicht immer notwendig. Leider werden im Rahmen von Psychotherapien digitale Lösungen nur selten verordnet“, führt Martin Till aus. Nur drei Prozent der Befragten wurde von ihren Therapeuten eine E-Mental-Health-App empfohlen. Online Kurse (0,7 Prozent) spielten nahezu keine Rolle.

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Dr. Carlo Thielmann
Pressesprecher Barmer Hessen
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