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Studie zur Digitalisierung der Arbeitswelt: Maßvoller Einsatz digitaler Techniken stärkt Mitarbeiter

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Am 1. November 2018 präsentierte die Barmer im Rahmen des diesjährigen Hamburger Unternehmerforums eine repräsentative Längsschnittstudie der Universität St. Gallen zur Digitalisierung der Arbeitswelt. Daraus geht hervor, dass die Digitalisierung am Arbeitsplatz die Gesundheit und Zufriedenheit von Arbeitnehmern stärken kann. Dies gilt umso mehr, wenn die Beschäftigten den Einsatz digitaler Technologien zu Arbeitszwecken während der Freizeit begrenzen.

Ob Smartphone, Tablet oder Apps, für die meisten Berufstätigen ist Digitalisierung am Arbeitsplatz schon längst Alltag. Umso wichtiger ist es, dass dieser Wandel am Arbeitsplatz als Chance verstanden wird und nicht zu mehr Stress bei den Arbeitnehmern führt. Die Beschäftigten sollten daher einen gesunden Umgang mit der Digitalisierung erlernen. Hier sind die Betriebe, Führungskräfte, aber auch die Beschäftigten selbst gefragt. Viele von ihnen setzen sich bereits selbst Grenzen, und das ist auch richtig. Rund 39 Prozent der Beschäftigten geben an, die Zeit, in denen sie ihre beruflichen Smartphones und Tablets in ihrer Freizeit nutzen, aktiv zu begrenzen. Gelingt dies gut, gehen als Folge Konflikte zwischen Arbeits- und Privatleben zurück. Und dies wiederum führt zu weniger emotionaler Erschöpfung. Das belegt die repräsentative Studie „Digital arbeiten und gesund leben“ der Universität St. Gallen im Auftrag der Barmer.

Befragt wurden rund 8.000 Beschäftigte, die auf der Arbeit digitale Technologien nutzen. Demnach fühlen sich Arbeitnehmer, die ihre digitalen Hilfsmittel zu Arbeitszwecken in ihrer Freizeit nutzen, emotional etwas erschöpfter (25 Prozent) als diejenigen, die es nicht tun (23 Prozent). Bei 28 Prozent der Befragten gibt es Konflikte zwischen Arbeits- und Privatleben, wenn sie in ihrer Freizeit Smartphone, Tablet und PC beruflich nutzen. Von denjenigen, die dies nicht machen, klagen nur 18 Prozent über Konflikte.

Die Grafik zeigt die Beschäftigten in Hamburg im Vergleich zu Deutschland.


Mehr als jeder Vierte fühlt sich durch den Einsatz digitaler Technologien nervös oder gestresst. In diesem Kontext erhält Betriebliches Gesundheitsmanagement einen ganz anderen Stellenwert. Der Appell an die Unternehmen ist, dieses im Sinne der Belegschaft und im eigenen Interesse auszubauen, damit die Digitalisierung die Arbeit erleichtert und nicht zur Belastung wird. Schließlich stehen Lebensqualität, Zufriedenheit am Arbeitsplatz und Gesundheit in einem wechselseitigen Zusammenhang.

Flexible Arbeitsbedingungen können der Gesundheit dienen

Laut der Studie haben 46 Prozent der Beschäftigten zumindest teilweise flexible Arbeitszeiten und -bedingungen, die auch durch die Digitalisierung möglich sind. Dies könne gesundheitsförderlich wirken und Erschöpfung bei den Beschäftigten reduzieren. Dank flexibler Arbeitszeiten habe sich der Präsentismus bei Arbeitnehmern verringert. So seien im Jahr 2018 nur noch 63 Prozent der Beschäftigten krank zur Arbeit gegangen, 14 Prozentpunkte weniger als zwei Jahre zuvor.

„Die Flexibilisierung von Arbeitsort und -zeit ist wichtig und zu begrüßen. Auf der anderen Seite nimmt durch flexible Arbeit und die Digitalisierung generell auch die digitale Überlastung zu“, so Studienautor Prof. Dr. Stephan Böhm von der Universität St. Gallen. So hätten 15 Prozent der Befragten angegeben, sich digital überlastet zu fühlen. Besonders betroffen sind dabei junge Erwerbstätige sowie Beschäftigte in der Unternehmensführung und -organisation (20 Prozent) und den IT- und naturwissenschaftlichen Dienstleistungsberufen (18 Prozent). Daher sei es notwendig, Chancen und Risiken zu berücksichtigen und den Einsatz digitaler Technologien auf ein gesundes Maß zu begrenzen.

Die Grafik zeigt die Chancen und Risiken für gesundes Arbeiten im digitalen Zeitalter.


Risiken digitaler Überlastung

Digitale Überlastung führt dazu, dass sich Beschäftigte weniger jung und emotional erschöpfter fühlen. Junge Beschäftigte nehmen die digitale Überlastung stärker wahr als ältere. So fühlen sich 17 Prozent der 18- bis 29-Jährigen, 19 Prozent der 30- bis 39-Jährigen und 16 Prozent der 40- bis 50-Jährigen von den täglich zu verarbeitenden Informationen überwältigt. Bei den über 60-Jährigen sind es dagegen nur noch fünf Prozent. Immerhin ein Viertel der Beschäftigten fühlt sich emotional erschöpft.

Beschäftigte und Unternehmen müssen gemeinsam handeln

Digitalisierung ist jedoch eine Herausforderung, die sich von Unternehmen und deren Beschäftigten sehr gut meistern lässt. "Zu einem gesunden Umgang mit der Digitalisierung gehört, dass Beschäftigte sich in ihrer Freizeit von beruflichen Informationen abgrenzen können, ohne Nachteile befürchten zu müssen", sagt Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg. Unternehmen, die dafür die Rahmenbedingungen schaffen, haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die weniger Konflikte zwischen Beruf und Privatleben austarieren müssen und sich über die Zeit emotional weniger erschöpft zeigen. Auf diesem Wege unterstützt die Barmer interessierte Unternehmen im Rahmen ihres Betrieblichen Gesundheitsmanagements.