Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin Barmer Hamburg
STANDORTinfo Hamburg

Auf den Punkt – Gesundheitspolitik aus dem Blickwinkel von Susanne Klein

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Mit 2024 ist ein ereignisreiches Jahr zu Ende gegangen. 2025 verspricht schon jetzt, mindestens genauso ereignisreich zu werden. Spannend werden die beiden anstehenden Wahlen: die Abstimmung zur Hamburgischen Bürgerschaft und die Bundestagswahl. Sowohl auf Bundesebene als auch in Hamburg ist der politische Handlungsdruck im Gesundheitswesen groß und die Baustellen sind vielfältig.

Gerade in Hamburg ist die Gesundheitswirtschaft eine bedeutende Branche – gesellschaftlich, wirtschaftlich und auch politisch. Sie ist inzwischen größer und bedeutender als die Hafenwirtschaft.

Dass der Fokus der Hamburger Bürgerschaft in der nächsten Legislaturperiode verstärkt auf den Themen Gesundheit und Pflege liegt, hat Oberbürgermeister Peter Tschentscher auf dem Triell in der Handelskammer am 22. Januar deutlich gemacht. Auf die Frage, welche Themen für ihn relevant sind, sollte die SPD die absolute Mehrheit bekommen, nannte er Gesundheit und Pflege an erster Stelle. Das macht Mut. 

Wir haben in Hamburg eine sehr gute medizinische Versorgung, aber die Wartezeiten auf Haus- und Facharzttermine sind lang – je nach Wohnlage auch noch länger, etwa im Hamburger Osten und Harburg. Auch wenn Hamburg eine junge und reiche Stadt ist, erfordern der demografische Wandel und der Fachkräftemangel strukturelle Anpassungen, z.B. in Bezug auf die Ambulantisierung und die Umsetzung der Krankenhausreform.

Es gilt: Qualität vor Quantität

Kosmetische Maßnahmen reichen nicht mehr, es müssen Strukturen geändert werden, auch wenn es am Anfang weh tut. Wir brauchen nicht an jeder Ecke ein Krankenhaus – hier gilt: Qualität vor Quantität. Viele heute noch stationär erbrachte Leistungen können zudem inzwischen ambulant erbracht werden – das Ausland macht es uns vor: die Hysterektomie etwa wird in Dänemark zu 58 Prozent ambulant erbracht, in Deutschland ausschließlich stationär. Das Land will im Krankenhausplan ab 2026 gemeinsam mit den Krankenhäusern sowie den Krankenkassen weitere Spezialisierungen und einen Weg in die Ambulantisierung verankern. Das begrüßen wir sehr, es darf aber keine Absichtserklärung bleiben. Der Transformationsprozess hat begonnen – nun müssen mutige politische Entscheidungen folgen.

Sicherlich liegt in der Gesundheitspolitik einiges in der Hand des Bundes, aber vieles ist auch Ländersache. Dass die Länder stark sind, haben sie im Rahmen des Ringens um die Krankenhausstrukturreform gezeigt. Hamburg hat sich hier auf Bundesebene vor allem für die Fachkliniken eingesetzt, zum Beispiel für das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf und für die beiden eigenständigen Kinderkrankenhäuser in Rahlstedt und in Altona. 

Gute Ansätze müssen fortgeführt werden. Dies gilt etwa für die Einrichtung der lokalen Gesundheitszentren in Hamburg, die in Stadtteilen mit schlechter sozialer Lage eine bessere soziale und gesundheitliche Versorgung gewährleisten wollen. Aber auch die Etablierung des Pflegenottelefons, das rund um die Uhr für alle Pflege-Notfallsituationen erreichbar ist, hilft Betroffenen in Notsituationen, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Im Gesundheitswesen hängt alles mit allem zusammen. Eine strenge Sektorentrennung funktioniert nicht mehr, denn das Gesundheitssystem arbeitet wie ein Uhrwerk, in dem alles verzahnt und aufeinander abgestimmt sein muss. Die Ressourcen sind endlich. Das zeigen nicht zuletzt die erheblichen Beitragssatzsteigerungen zu Beginn dieses Jahres. Der Handlungsdruck ist erheblich und ein „Weiter so“ unverantwortlich.