Blick auf die Pressekonferenz Gesundheitsreport zum Thema Schlafstörungen
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Schlaflos in Hamburg

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Zur Einstimmung in die dunkle Jahreszeit und passend zur alljährlichen Debatte rund um die Zeitumstellung hat die Barmer Landesvertretung Hamburg die aktuellen Zahlen des Gesundheitsreports 2019 zum Thema Schlafstörungen von Beschäftigten angeschaut.

Die auf der Pressekonferenz vorgestellten Ergebnisse des Reports legen dar, dass mehr als 51.000 erwerbstätige Hamburger (4,1 Prozent) keinen ruhigen Schlaf haben. In einem Unternehmen mit 1.000 Beschäftigten wären demnach 41 Kollegen betroffen. Sie liegen nachts wach, können nicht oder nur schwer einschlafen und kaum durchschlafen. Frauen sind den Zahlen zufolge stärker betroffen. Während von 1.000 Beschäftigten rund 33 Männer schlecht schlafen, leiden im Vergleich knapp 50 Frauen unter schlechtem Schlaf und haben eine ärztlich attestierte Ein- und Durchschlafstörung.

„Wer nicht ausgeruht ist, kann sich schlechter konzentrieren. In der Folge erhöht sich die Fehlerquote im Arbeitsalltag. Im schlimmsten Fall sind unausgeschlafene Beschäftigte sogar ein Sicherheitsrisiko, etwa dann, wenn sie einen Pkw oder Lkw fahren“, mahnt Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg. Er fordert mehr Prävention von Schlafstörungen in Schule und Beruf sowie eine höhere Behandlungskompetenz bei Ärzten, Therapeuten und Angehörigen anderer Gesundheitsberufe.

Viele Schlecht-Schlafer gehen nicht zum Arzt

Begleitend zum Gesundheitsreport wurden die Hamburger im vergangenen Jahr zu ihrem Schlafverhalten befragt. In der repräsentativen Umfrage gaben rund 35 Prozent im Alter von 15 bis 74 Jahren an, nicht ausreichend lange zu schlafen. Über 30 Prozent hatten das Gefühl, unter einer Schlafstörung zu leiden. Des Weiteren gab nur jeder zweite Betroffene an, dass er wegen dieser Probleme zum Arzt geht. Dadurch liegt die Vermutung nahe, dass mehr Beschäftigte unter schlechtem Schlaf leiden als angenommen. Bis es zur ärztlichen Diagnose kommt, müssten Betroffene ihrem Hausarzt davon berichten und dieser müsste es mit dem richtigen Diagnoseschlüssel dokumentieren.

„Die aktuelle Entwicklung betrachten wir mit Sorge. Sind doch die Auswirkungen von Schlafstörungen auf die Gesundheit und das Leistungsvermögen von Beschäftigten bislang drastisch unterschätzt worden“, kommentiert Frank Liedtke die Ergebnisse.

Besorgniserregender Trend: Wir schlafen immer schlechter

Innerhalb von elf Jahren stieg die Zahl der Betroffenen um 75 Prozentpunkte. Im Jahr 2006 bekamen in Hamburg noch 24 von 1.000 Erwerbspersonen die Diagnose Ein- und Durchschlafstörung, im Jahr 2017 waren es bereits über 41. „Die Arbeitszeiten in bestimmten Berufsfeldern werden stark von den Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucher und Nutzer bestimmt. Nacht- und Schichtarbeit wird es zukünftig wohl häufiger und in noch mehr Berufsbranchen geben. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit zu fördern“, erläutert Liedtke.

Dr. med. Johannes Wiedemann, Facharzt für Innere Medizin/Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin, beschreibt die Situation so: „Das grundsätzliche Problem liegt darin, dass wir unseren Körper nicht überlisten und unseren Biorhythmus nicht komplett umstellen können. Es gibt aber durchaus Möglichkeiten, bei der Dienstplangestaltung, Beachtung bestimmter Schlafenszeiten am Tage und auch Optimierung der Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz Schlafstörungen in Folge von Schichtarbeit vorzubeugen.“

Hinweis:

Am 16. Oktober 2019 fand im Schlaflabor im Spectrum am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf die Pressekonferenz zum Thema statt.