Als eine der ersten Krankenkassen setzt die Barmer GEK die neuen Vorgaben des Präventionsgesetzes in der Lebenswelt „medizinisch-pflegerische Versorgung“ um. In einem Modellvorhaben, bei dem es vereinfacht gesagt um Videospiele für Senioren geht, werden die präventiven und gesundheitsförderlichen Aspekte untersucht und wissenschaftlich evaluiert. Die Wirksamkeit wird derzeit in der Hamburger Region in mehreren Altenheimen, dem Hospital zum Heiligen Geist sowie in Tagespflegeeinrichtungen geprüft.
Da kommt plötzlich Leben ins Pflegeheim
Bei den Videospielen geht es ums Motorradfahren, Kegeln oder Tischtennis spielen. Die Steuerung erfolgt über Körperbewegungen. Beim Trainingsprogramm Kegeln wird die Kugel beispielsweise mit einer leichten Armbewegung auf einer virtuellen Kegelbahn ins Rollen gebracht, beim Motorradfahren per Gewichtsverlagerung das Motorrad gelenkt. Beides ist auch im Sitzen, z. B. im Rollstuhl möglich. Die dazugehörige Hardware kann an jeden handelsüblichen Fernseher angeschlossen werden. Gesteuert wird ausschließlich mit Körperbewegungen, die über eine Spezialkamera aufgenommen werden. Die Videospiele machen Spaß, sind leicht durchzuführen und werden zum gemeinschaftlichen Erlebnis.
Geistliche Beweglichkeit trainieren
„Die Spiele schulen erwiesenermaßen nicht nur Beweglichkeit und Gleichgewichtssinn. Sie können vielmehr durch weitere eingebaute Komponenten kognitive Fähigkeiten wie planvolles Handeln und die Lernfähigkeit anregen. Schließlich wird durch das Spielen die Kommunikation untereinander, aber auch mit dem Pflegepersonal oder den Angehörigen, also die soziale Interaktionsfähigkeit gefördert“, erläutert Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer GEK.
Die Videospiel-Plattform wurde vom Hamburger Start-up Unternehmen RetroBrain entwickelt. Entstanden ist das Start-up an der Berliner Humboldt-Universität. Der Grundgedanke war, alten Menschen zu helfen, länger fit zu bleiben, geistig wie körperlich. Das Team besteht aus einer guten Mischung aus BWLern, Ärzten, Gamedesignern und Datenexperten. Und auch Europa klopft schon an: RetroBrain hat es als eines von ganz wenigen Start-ups in ein EU--Europäische Union-Projekt für "aktives und gesundes Altern" geschafft.
Foto: Hospital zum Heiligen Geist, Hamburg