26 Prozent der Fehltage am Arbeitsplatz sind in Hamburg auf psychische Beschwerden zurückzuführen. Allein im Jahr 2018 suchten in Hamburg rund 85.800 Menschen einen Psychotherapeuten auf und damit 18,5 Prozent mehr als in 2009.
Dieser Trend zeichnete sich schon vor einigen Jahren ab. Daher wurde bereits im Jahr 2017 die Psychotherapie-Richtlinie reformiert, um Betroffenen schneller und unkomplizierter helfen zu können. Unter anderem wurde die Psychotherapeutische Sprechstunde eingeführt. Sie dient der Klärung, ob tatsächlich ein Therapiebedarf besteht und, wenn ja, wie dringend er ist.
„Menschen, die psychotherapeutische Hilfe benötigen, erhalten seit der Reform der Psychotherapie-Richtlinie schneller einen Termin für ein erstes Gespräch mit einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten. Allerdings sind die Wartezeiten auf einen Therapieplatz weiterhin zu lang, zumal sich psychische Probleme chronifizieren können. Wenn räumlich möglich und wenn es medizinisch sinnvoll erscheint, sollten mehr Gruppentherapien angeboten werden“, sagt Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg. Den Ergebnissen des Barmer-Arztreports 2020 zufolge bekämen 97 Prozent der Patienten in Hamburg Einzeltherapien und jeder dritte Patient muss mindestens einen Monat und fast jeder zehnte Patient ein Vierteljahr auf einen Therapieplatz warten.
Mehr Therapeuten aber nicht zwingend mehr Therapie
Auch die Zahl der Therapeuten ist erheblich gestiegen. Zwischen den Jahren 2009 und 2018 um 53 Prozent. Rechnet man die Anzahl an Ärzten und Therapeuten mit einer psychotherapeutischen Qualifikation mit den Zahlen der psychologischen Psychotherapeuten und der ambulant tätigen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten zusammen, stehen in Hamburg mehr als 1.300 Therapeuten zur Verfügung. „Die steigende Anzahl der Therapeuten kommt nicht eins zu eins in der Versorgung an. Immer mehr Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten reduzieren ihre Arbeitszeit. Im Jahr 2013 haben 89 Prozent der psychologischen Psychotherapeuten in Vollzeit gearbeitet und in 2018 nur 73 Prozent“, sagt Liedtke. Zudem würden in Hamburg auch Patienten aus dem Umland psychotherapeutisch versorgt (15 Prozent). Die meisten von ihnen kommen aus Schleswig-Holstein.
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