Das Thema der diesjährigen Frühjahrsveranstaltung lockte trotz des wunderbaren Wetters an diesem 1. Juni über achtzig an der Pflege Interessierte in das Elisabeth Alten- und Pflegeheim der Freimaurer. Es ging um nichts weniger als die zentrale Frage, wie Hamburg auf die Herausforderungen in der Pflege, insbesondere dem Pflegekräftemangel, vorbereitet ist.
Zahlreiche Experten, allen voran Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks und Prof. Dr. Heinz Rothgang, Pflegeexperte der Universität Bremen, zeigten aus ihren jeweiligen Perspektive Handlungsempfehlungen auf. So machte Frau Prüfer-Storcks deutlich, dass man auf Dauer nur dann genügend Altenpflege-Fachkräfte gewinnen könne, wenn es gelänge, die Lücke zur Bezahlung in der Krankenpflege zu schließen. Die Reform der Pflegeausbildung müsse dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Die generalistische Pflegeausbildung hält sie für den richtigen Weg.
Prof. Dr. Heinz Rothgang veranschaulichte, dass das junge Hamburg im Vergleich zur Uckermark den demografischen Wandel noch nicht spüre. Dennoch müsse jetzt gehandelt werden, denn in den nächsten 15 Jahren werden 5.000 Pflegekräfte fehlen, um das aktuelle Niveau aufrecht zu halten. Bis 2050 müsse sich der Anteil der Pflegekräfte unter den Erwerbstätigen sogar verdoppeln. Neben professioneller Pflege werde zunehmend auch Angehörigenpflege notwendig sein.
Hilke Stein (ver.di) forderte einen höheren gewerkschaftlichen Organisationsgrad in kleineren Pflegeeinheiten, die diesbezüglich deutlich schlechter aufgestellt seien als größere. Dies bestätigte Henning Schweer von PFLEGEN & WOHNEN HAMBURG, dem größten Hamburger Alten- und Pflegeheimbetreiber. Dort gäbe es einen Tarifvertrag, der auch Fortbildungen beinhalte, z. B. psychologische Coachings für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Joachim Prölß (UKE) sprach sich ebenfalls für die Generalistik in der Pflegeausbildung aus – schließlich müssten im Krankenhaus auch alte Menschen versorgt werden. Mit einer breiteren Aufstellung könne später außerdem besser zwischen den Bereichen gewechselt werden. Fachliche Weiterbildungen hält er gleichwohl für unabdingbar.
Ulrike Petersen (STATTBAU HAMBURG) zeigte Möglichkeiten für eine bessere Vor-Ort-Versorgung am Beispiel von Wohn-Pflege-Gemeinschaften auf. Im ambulanten Bereich leben in dieser Wohnform rund zehn Personen in einer Art Wohngemeinschaft zusammen, die u. a. selbstbestimmt gemeinsam ihren Pflegedienst auswählen.
Martin Sielaff (Hamburgische Pflegegesellschaft) machte deutlich, dass es in der Pflegeversicherung ein Teilkasko-System gibt, die Menschen aber die Erwartungen wie an ein Vollkasko-System haben, das sie aus der Krankenversicherung gewohnt seien. Daraus ergeben sich in der Praxis immer wieder neue Herausforderungen.
Als Resümee des Abends fasst Frank Liedtke zusammen, „dass die demografische Situation es erforderlich machen wird, dass pflegende Angehörige eine sehr viel größere Bedeutung bekommen, als wir uns das heute noch vorstellen können. Denn am Ende des Tages wollen alle das eine: eine gute und sichere Versorgung der alten und pflegebedürftigen Mitglieder unserer Gesellschaft.“