Zu einer Gesprächsrunde zum Thema Qualität im Krankenhaus hatte die Barmer Landesvertretung Hamburg im Juli politische Vertreter aller Fraktionen eingeladen. Gemeinsam mit Herrn Prof. Dr. Meier-Hellmann, dem Geschäftsführer Medizin der Helios Deutschland GmbH und Herrn Dr. Krokotsch, Abteilungsleiter Stationäre Versorgung des MDK Nord, führten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kleiner Runde anregende Diskussionen.
In seinem Eingangsstatement ging Frank Liedtke, der Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg, auf das Ergebnis einer Barmer-Umfrage zu Zweitmeinungen ein, wonach mehr als die Hälfte der Patienten an der Notwendigkeit von Operationen zweifelt. Er stellte die Frage in den Raum, ob aus rein ökonomischen Gesichtspunkten heute zu schnell und zu viel operiert werde.
So ging es zentral um die Frage, wie qualitativ hochwertige Medizin und ökonomischer Erfolg zusammenpassen. Prof. Dr. Meier-Hellmann machte deutlich, dass es zwar einen Spagat zwischen medizinischer Notwendigkeit und Rentabilität gibt, aber medizinisch gute Qualität zu wirtschaftlichem Erfolg führe. Helios hat darauf reagiert und gemeinsam mit weiteren Krankenhäusern die Initiative Qualitätsmedizin (IQM) gegründet. Die IQM-Mitgliedskliniken verpflichten sich, ihre Behandlungsergebnisse über den gesetzlichen Rahmen hinaus zu messen, zu verbessern und zu veröffentlichen. Über 380 Qualitätskennzahlen für 60 relevante Krankheitsbilder und Behandlungsverfahren helfen dabei, medizinische Ergebnisqualität zu messen. Darüber hinaus habe Helios eigene Mindestmengen für Operationen definiert – denn es sei eine faktische Gegebenheit, dass Spezialisierungen und Routine bessere Ergebnisse erzielen. Außerdem ist Meier-Hellmann davon überzeugt, dass weniger Krankenhäuser viele Probleme lösen würden. So würden wir in Deutschland „Pflegekräfte, die wir nicht haben, für Betten, die wir nicht brauchen“ suchen.
Vertrauen durch Transparenz
Auf die aktuelle Situation der Mariahilf Klinik angesprochen räumte Meier-Hellmann ein, dass in der Kommunikation einiges schiefgelaufen sei. „Wenn Fehler passieren, muss man dazu stehen“. Helios habe dies zum Anlass genommen, die Kommunikationsprozesse umzustellen. Ziel sei es, Vertrauen durch Transparenz zu schaffen.
Herr Dr. Krokotsch zeigte in seinem Kurzreferat auf, dass ca. 20 Prozent aller Krankenhausrechnungen geprüft werden. Bei den Prüfungen stellten sich rund 60 Prozent als fehlerhaft heraus. Dabei ginge es um ein finanzielles Volumen von rund 48 Millionen Euro. Krokotsch sprach sich klar gegen die geplante Begrenzung der Prüfquote aus: „Das wäre so, als würden sie die Anzahl der Blitzer halbieren, um ein besseres Ergebnis zu erzielen.“ Er plädierte eher für ein verändertes Prüfsystem: weg von anlassbezogenen Prüfungen, hin zu turnusmäßigen Prüfungen. Klinik Chef Meier-Hellmann würde sogar noch weiter gehen und forderte höhere Strafen für Falschabrechnungen.
Hinsichtlich der aktuellen öffentlichen Diskussion, dass zu viel dokumentiert werden müsse und den Ärzten die Zeit für die eigentliche Behandlung fehle, widersprach er deutlich. Dokumentation sei allein schon zur qualitativen Patientenbetreuung unerlässlich und im Ausland, insbesondere in den USA, sogar wesentlich umfangreicher als es in Deutschland praktiziert würde. Dort sei es auch zur Absicherung von eventuellen Medizinprozessen notwendig.
Zum Thema Digitalisierung der Dokumentation wies Krokotsch darauf hin, unbedingt die Revisionssicherheit im Auge zu behalten. Nur so könne das Vertrauen in die neue Technik hergestellt werden.
Insgesamt erlebten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine interessante und aufschlussreiche Veranstaltung. So wurde auch deutlich, dass sich Krankenhäuser und der Medizinische Dienst der Krankenversicherung nicht als Feinde sehen, sondern die Prüfungen ein Mittel sind, die Qualität stetig zu verbessern.