Halbzeit beim vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderten Innovationsfondsprojekt INCREASE (INterdisziplinäre und sektorenübergreifende Versorgung in der HerzChiRurgiE am Beispiel von minimal-invASiven HErzklappeneingriffen). Gestartet im Juli 2020, zogen die teilnehmenden Konsortial- und Kooperationspartner im Sommer dieses Jahres eine positive Zwischenbilanz. Außer der Barmer sind an dem Projekt zwei Universitätskliniken, sieben zuweisende Krankenhäuser, acht Reha-Kliniken und die Deutsche Herzstiftung beteiligt.
Von den 186 Patientinnen und Patienten, die als Gesamtprobandenanzahl für das Projekt vorgesehen sind, konnten zum 30.06.2022 bereits 97 in das Projekt eingeschlossen werden – zur Hälfte jeweils der Interventions- und Kontrollgruppe zugeordnet.
Die bisherigen Rückmeldungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Interventionsgruppe sind durchweg positiv. Sie loben die eigene aktive Einbeziehung in den Heilungsprozess wie auch die enge interdisziplinäre/interprofessionelle Interaktion aller beteiligten Projektpartner (Herzchirurgie, Kardiologie, Anästhesiologie, Physiotherapie, Pflege, Psychosomatik, Rehabilitation usw.).
Auch das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) verbucht die Kooperation als Erfolg:
Die bisherige chirurgische Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Herzklappenerkrankungen zeigt inhomogene Versorgungsqualität, lange postoperative Liegezeiten, häufige immobilitätsbedingte Komplikationen und suboptimale funktionelle Ergebnisse. Es mangelt an patientenorientierter Qualitätssicherung. Wegen suboptimaler interprofessioneller und transsektoraler Verzahnung wird die Behandlungseffektivität deutlich reduziert. Damit wird ein erhebliches therapeutisches Potenzial, auch bezüglich einer Kosten-Nutzen Betrachtung, verschwendet.
An diesen Schwachstellen der herzchirurgischen Versorgung setzt das Innovationsfondprojekt INCREASE an. Das primäre Ziel von INCREASE ist es, die oben genannten Schwächen der aktuellen Standardversorgung bei Patienten mit Herzklappenerkrankungen zu beseitigen. INCREASE verfolgt einen prozessorientierten Ansatz, der die Vorteile von sektorenübergreifender Behandlungsinfrastruktur mit den medizinischen Prinzipien des ERAS (enhanced recovery after surgery) Modells kombiniert. Die Kernelemente des Projektes sind die enge multiprofessionelle Interaktion aller beteiligten Projektpartner (Herzchirurgie, Kardiologie, Anästhesiologie, Physiotherapie, Gesundheits- und Krankenpflege, Psychosomatik, Sozialdienst, Rehabilitation) sowie aktive Einbeziehung der Patienten und ihrer Zu- und Angehörigen in den Behandlungs – und Genesungsprozess. Aus der Patientenperspektive verfolgt unser ERAS Modell den Ansatz, die Krankenhausaufenthalte wesentlich zu verkürzen und den Patienten schnellstmöglich den frühzeitigen beruflichen Wiedereinstieg und die Teilhabe zu ermöglichen. Die Patienten werden zu einer frühen Mobilisation motiviert, der Genesungsprozess wird aktiv durch eine spezielle Pflegekraft (sogenannte ERAS Nurse) und Psychologen begleitend unterstützt.
In den ersten Phasen des Projektes wurde gemeinsam mit sieben zuweisenden und acht Rehabilitationskliniken die für den Start der Studie notwendige Infrastruktur an beiden universitären Standorten in Hamburg und Augsburg geschaffen. Zurzeit befindet sich die Studie in der aktiven Rekrutierungsphase; das heißt aktuell werden die für die Studie geeigneten Patienten in den Regionen Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern in das Projekt eingeschlossen. Die beiden Standorte freuen sich weiterhin auf Patienten aus diesen Regionen, die ein Interesse haben an dem Projekt teilzunehmen. Aber auch interessierte Patienten aus anderen Regionen werden aufgenommen.
Anmerkung: Die Rekrutierungsphase läuft noch bis Ende Februar kommenden Jahres. Aufgrund der guten Vorbereitung und Abstimmung der Prozesse an den Standorten des UKE und des Universitätsklinikums Augsburg dürfte trotz vorheriger Verschiebungen des Rekrutierungszeitraums die Zahl der ursprünglich geplanten Patienten erreicht werden.
Am Ende der Projektlaufzeit entscheidet der G-BA, ob INCREASE in die Regelversorgung übertragen wird. Bis dahin freut sich die Barmer auf eine gute „zweite Halbzeit“ mit allen Partnern.