Laut einer aktuellen repräsentativen Studie der BARMER und der Universität St. Gallen wirkt sich die Digitalisierung der Arbeitswelt unter bestimmten Voraussetzungen positiv auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten aus. Die Studie mit dem Titel "social health@work“ untersuchte in einer ersten Welle die Auswirkungen der Digitalisierung der Arbeitswelt auf die Gesundheit von rund 8.000 Beschäftigten in Deutschland.
Ein Ergebnis ist, dass mobil arbeitende Beschäftigte, die bereits ein hohes Know-how im Umgang mit digitalen Anwendungen haben, im Vergleich zu ebenfalls mobil Arbeitenden ohne dieses Wissen, über weniger Schlafprobleme (-18,3 Prozent) und über weniger Stress (-6,4 Prozent) klagen. Gleichzeitig schätzen sie ihre Produktivität deutlich höher ein. „Die Studie liefert den Unternehmen und uns als Krankenkasse die klare Erkenntnis, wie wichtig betriebliches Gesundheitsmanagement und digital gut ausgebildete und geschulte Beschäftigte sind“, erklärt Professor Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER. Laut der aktuell vorliegenden erste Befragungswelle der Studie arbeiten bereits 56,1 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland mobil, die meisten davon (92,1 Prozent) vorwiegend Zuhause. Weitere rund 25 Prozent halten mobiles Arbeiten in ihrem Job künftig für möglich.
Gesunde Führung unter digitalen Rahmenbedingungen
Neben den Kompetenzen der Beschäftigten wirkten sich die Fähigkeiten der Vorgesetzten, virtuell zu kommunizieren und zu führen, auf die Gesundheit und Produktivität der Beschäftigten aus. Mobile Beschäftigte, deren Vorgesetzte die virtuellen Kommunikationsmöglichkeiten kompetent und effektiv einsetzten, schätzten ihre Produktivität um 10 und ihre Arbeitszufriedenheit um 48,3 Prozent höher ein als Beschäftigte, deren Führungskräfte nicht über entsprechende digitale Skills verfügten. Sie klagten zudem über weniger Stress (-15,5 Prozent) und beschäftigten sich weniger mit dem Gedanken an eine Kündigung (-40,7 Prozent) als mobil arbeitende mit Vorgesetzten ohne digitale Führungskompetenz.
Inklusion und Grenzmanagement sind Schlüsselkompetenzen
Mobiles Arbeiten kappe allerdings auch gewohnte und lieb gewonnene persönliche Kontakte zu den Kolleginnen und Kollegen. So begünstige die räumliche Distanz die Entstehung von Unsicherheiten und das Gefühl einer fehlenden sozialen Einbindung in das Kollegenteam. Gelänge es, mobile Beschäftigte auch über die Distanz mittels virtueller Kommunikationsmöglichkeiten eng ins Team zu integrieren und ihnen ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln, zahle sich dies ebenfalls durch höhere Produktivität, eine geringere Kündigungsabsicht und eine deutlich bessere Gesundheitswahrnehmung aus. Schließlich bedürfe es entsprechend ausgeprägter Grenzmanagement-Taktiken, um Arbeits- und Privatleben klar voneinander zu trennen. Hierzu gehörten ein strukturierter Zeitplan, möglichst die örtliche Trennung von Arbeit und Privatleben durch ein separates Arbeitszimmer und die klare Kommunikation der mobilen Arbeitszeiten gegenüber den Kolleginnen und Kollegen.
Unterstützungsangebote für Beschäftigte wichtig
„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass digitale Kompetenzen zum Umgang mit neuen Technologien einen wichtigen Hebel darstellen, um die Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Beschäftigten positiv zu beeinflussen. Wir ziehen daraus wichtige Erkenntnisse, um unsere Maßnahmen für eine moderne betriebliche Gesundheitsförderung an den Erfordernissen der Arbeitswelt 4.0 weiterzuentwickeln“, so Straub. Gleichzeitig gelte es für die mobil Arbeitenden, die eigene Arbeit erfolgreich zu navigieren und ein aktives Grenzmanagement zwischen Arbeits- und Privatleben zu betreiben. Hier seien auch die Unternehmen gefordert, die richtigen Unterstützungsangebote anzubieten.
Durch die Corona-Pandemie erhalten die Digitalisierung sowie virtuelles Arbeiten laut der Studie einen kräftigen Schub. 18 Prozent der Beschäftigten, die vor Corona nicht mobil arbeiteten, tun dies jetzt. Nach Einschätzung der Befragten befänden sich die meisten Unternehmen (50,7 Prozent) derzeit noch in der Umsetzungs- oder Vorbereitungsphase (18 Prozent). 10,8 Prozent der Unternehmen planten derzeit gar keine virtuelle Arbeit. Dagegen befänden sich insgesamt 20,5 Prozent der Unternehmen bereits in der Virtualisierungsphase oder vollen Virtualität.
Weitere Informationen, einen Film zur Studie sowie die Studie zum kostenlosen Download gibt es auf unserer Homepage unter: www.barmer.de/social-health