Hamburg, 11. September 2023 – In Deutschland kommt es jährlich zu mehr als 280.00 Blutvergiftungen. Etwa 30 Prozent der Betroffenen sterben daran. Damit ist die Sepsis, so der medizinische Fachbegriff, die dritthäufigste Todesursache. Nach einer Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung hatten im Jahr 2021 2,26 von 1.000 Menschen in Hamburg eine Blutvergiftung. „Eine Sepsis ist immer ein Notfall. Unbehandelt endet sie tödlich, weil das gesamte Immunsystem zusammenbricht und die Organe versagen. Deshalb sollte beim geringsten Verdacht unbedingt sofort eine Ärztin oder ein Arzt kontaktiert werden“, sagt Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg anlässlich des Welt-Sepsis-Tags am 13. September. Allerdings würden die ersten Anzeichen einer Sepsis oft nicht als solche erkannt. Dazu zählten eine schnelle und flache Atmung, Fieber, Schüttelfrost, niedriger Blutdruck und ein beeinträchtigtes Bewusstsein. Auch eine zu niedrige Körpertemperatur könne ein Symptom sein. Ein roter Strich auf der Haut sei dagegen kein eindeutiges Anzeichen für eine Blutvergiftung. „Dieses Symptom deutet auf eine Entzündung der Lymphgefäße hin. Die Ursache dafür muss aber keine Sepsis sein“, so Klein.
Schon kleine Wunden können gefährlich werden
Der Begriff Blutvergiftung sei irreführend. Denn mit einer Vergiftung habe die Sepsis nichts zu tun. Vielmehr reagiere der Körper mit einer heftigen Entzündung auf eine Infektion und überschwemme damit das Blut. Das schädige die Organe so stark, dass es zu einem septischen Schock und zum Organversagen komme. Die Auslöser seien in den meisten Fällen Bakterien, seltener Viren, Pilze oder Einzeller. Eine kleine Schnittverletzung oder aufgekratzte Mückenstiche könnten ebenso zu einer Sepsis führen wie eine Lungenentzündung. Vor allem Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, Säuglinge und Ältere seien anfällig für eine Blutvergiftung. „Wer zur Risikogruppe gehört, sollte sich gegen Pneumokokken und Meningokokken impfen lassen. Denn das sind häufige Erreger. Es ist aber nicht möglich, sich durch eine Impfung grundsätzlich vor einer Sepsis zu schützen. Deshalb ist auch das schnelle Erkennen einer Blutvergiftung so wichtig“, sagt Klein.
Schwere Erkrankung mit schweren Langzeitfolgen
Häufig müssten Patientinnen und Patienten, die an einer Blutvergiftung litten, intensivmedizinisch behandelt werden. Eine Heilung sei möglich, jedoch leide, wer eine Sepsis überlebt, nicht selten unter schweren Langzeitfolgen. Dazu zählten unter anderem Muskelschwäche, Bewegungsstörungen oder Nervenschäden. Manche Patientinnen und Patienten müssten alltägliche Fähigkeiten wie Gehen oder Sprechen neu erlernen. Und nicht selten leide auch die Psyche unter einer überstandenen Blutvergiftung.