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Barmer-Pflegereport: Rund 500 zusätzliche Pflegekräfte in Hamburg möglich - Teufelskreis von Belastung und Arbeitsausfällen muss durchbrochen werden

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Hamburg, 2. Februar 2021 – Pflegekräfte in Deutschland und Hamburg sind deutlich häufiger krank und werden öfter frühverrentet als viele andere Berufstätige. Das geht aus dem aktuellen Barmer-Pflegereport hervor. Der Pflegenotstand ließe sich durch bessere Arbeitsbedingungen deutlich abmildern. „In Hamburg könnten knapp 500 Pflegekräfte mehr aktiv sein, wenn die Arbeitssituation und damit einhergehend die Gesundheit der Pflegerinnen und Pfleger besser wären“ sagt Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg. „Mit dem Potenzial an 446 Pflegekräften könnten zusätzlich rund 1.000 Menschen in Hamburg versorgt werden“, führt Liedtke weiter aus. Bessere Arbeitsbedingungen zeichneten sich nicht nur durch eine angemessene Vergütung, sondern auch durch eine ausreichende Personalausstattung in der Pflege und durch möglichst planbare und familienfreundliche Arbeitszeiten aus.

Höherer Krankenstand und mehr Frühverrentungen in der Pflege

Wie groß der Handlungsbedarf in der Pflege ist, verdeutlicht der Pflegereport mit Blick auf die Fehlzeiten und Krankenstände. In Hamburg fehlten Pflegerinnen und Pfleger in der Altenpflege durchschnittlich an rund 24 Arbeitstagen. Das zeigt sich auch am Krankenstand, wonach in Hamburg in den Jahren 2016 bis 2018 7,4 Prozent aller Hilfskräfte und 6,7 Prozent der Fachkräfte in der Altenpflege krankgeschrieben waren. Zum Vergleich: In anderen Berufen lag der Krankenstand im Schnitt bei 4,8 Prozent. Das entspricht einem Unterschied von bis zu 60 Prozent. Zudem mussten Altenpflegekräfte häufiger und länger im Krankenhaus behandelt werden als andere Erwerbstätige (170 zu 136 Krankenhausaufenthalte je 1.000 Beschäftigte). Während die Zahl der Krankenhausfälle damit um 25 Prozent erhöht ist, liegt die Zahl der Krankenhaustage sogar um 35 Prozent höher, weil auch die durchschnittliche Krankenhausverweildauer um acht Prozent länger ist.

„Die Arbeitssituation in der Pflege greift die Gesundheit der Beschäftigten massiv an. Wenn sie ausfallen, werden Kolleginnen und Kollegen zusätzlich belastet. Dieser Teufelskreis muss durchbrochen werden, zumal die Corona-Pandemie die angespannte Arbeitssituation der Pflegekräfte noch einmal verschärft“, betont Liedtke. Der Pflegeberuf sei so kraftraubend, dass zudem überproportional viele Beschäftigte nicht bis zur Rente durchhielten. Untersuchungen hätten festgestellt, dass eine Pflegekraft nur etwa zwölf Jahre in der Altenpflege arbeite und der Anteil der Pflegekräfte mit einer Erwerbsminderungsrente bis zu doppelt so hoch sei wie in sonstigen Berufen. „Hier müssen wir gegensteuern“, sagt Barmer Landeschef Liedtke.

180 Prozent mehr Fehltage aufgrund von Rückenschmerzen

Die Beschäftigten in der Pflege leiden unter höheren physischen und psychischen Belastungen als viele andere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. So arbeiten sie häufiger im Stehen und müssen schwerer tragen und heben. Doch damit nicht genug: Pflegekräfte stehen auch stärker unter Termin- und Leistungsdruck als Beschäftigte in vielen anderen Branchen. Damit haben sie häufiger das Gefühl bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit gehen zu müssen. „Pflegekräfte haben vor allem lange Fehlzeiten aufgrund von psychischen Problemen sowie Muskel-Skelett-Erkrankungen“, erklärt Liedtke. So wiesen Beschäftigte in der Altenpflege etwa 80 bis 90 Prozent mehr Fehltage aufgrund von Depressionen auf als Erwerbstätige in sonstigen Berufen. Rückenschmerzen verursachten bei Fachkräften in der Altenpflege knapp 96 Prozent und bei Hilfskräften etwa 180 Prozent mehr Fehltage als in anderen Berufen.

Arbeitsbedingungen verbessern 

Die Arbeitsbedingungen in der Pflege können nicht so bleiben, wie sie sind. „Neben geregelten Arbeitszeiten müssen die Arbeitgeber auch stärker auf Vorsorge setzen. So müssen Präventionsangebote für die Beschäftigten in den einzelnen Einrichtungen zum Standard werden“, sagt Frank Liedtke. Mit gezielten Trainings gegen Rückenprobleme oder psychischen Stress könne Einiges erreicht werden. Um die Situation in der Pflege zu verbessern, sei allerdings ein Maßnahmenpaket erforderlich, ergänzte der Barmer Landeschef. „In den Pflegeberufen ist eine Aus- und Weiterbildungsoffensive zwingend erforderlich“, sagt Liedtke weiter. Die Pflegedienste und -heime müssten verstärkt auch Ausbildungsplätze für Pflegehilfskräfte anbieten.  

Pressekontakt:

Mareike Rehberg-Sossidi
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