Pressemitteilung aus Hamburg

Frauen und Männer werden unterschiedlich krank – Barmer fordert mehr Ungleichbehandlung für alle

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Hamburg, 9. November 2022 – Frauen und Männer in der Stadt werden unterschiedlich krank. Beim Erkennen und Behandeln von Krankheiten braucht es deshalb eine viel stärkere Geschlechtersensibilität. Das ist das Ergebnis des Barmer Gesundheitsreports, der die Fehlzeiten aufgrund von Arbeitsunfähigkeiten analysiert. Demnach fallen Hamburgs Männer aufgrund von Verletzungen im Beruf durchschnittlich etwa 30 Prozent länger aus als Frauen, aufgrund von Herzerkrankungen fehlen sie sogar 42 Prozent länger. Frauen in der Stadt fallen dagegen wegen psychischer Störungen bis zu 65 Prozent länger aus als Männer. „Selbst wenn Frauen und Männer in identischen Berufsspektren arbeiteten, gäbe es auffällige geschlechtsspezifische Unterschiede. Diese sind auch bei der medizinischen Versorgung von Frauen und Männern relevant. Das bedeutet, dass beide Geschlechter unterschiedlich behandelt oder therapiert werden müssen. Doch das passiert leider noch viel zu selten. Die Medizin orientiert sich generell zu stark an einem Durchschnittsmenschen, den es so nicht gibt“, sagt Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg. 

Beispiel Verletzungen: Männer länger arbeitsunfähig

Mehr Differenzierung zwischen den Geschlechtern könne die Gesundheitsversorgung für alle Menschen verbessern. Das beginne bereits bei der Prävention. Erforderlich seien geschlechterspezifische Angebote für den jeweiligen Arbeitsplatz. Für mehr Arbeitssicherheit bedürfe es einer Verhaltensprävention, mit deren Hilfe etwa das Verletzungsrisiko für jüngere Männer möglichst gering bleibt. Bei ihnen sind nach Daten des Barmer Gesundheitsreports insbesondere Handverletzungen geschlechtstypisch, was mit einer häufigeren Tätigkeit von Männern im Handwerk zusammenhängen könnte oder mit einem möglicherweise anderen Risikoempfinden. Dem gegenüber haben Frauen mehr Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen. „Ein Grund dafür könnte sein, dass Frauen noch immer einen großen Teil sogenannter ‚Care-Arbeit‘ leisten: Sie kümmern sich stärker um die Kinder oder pflegen Angehörige. Vor allem berufstätige Frauen haben dadurch eine Doppelbelastung, die auch psychisch viel Kraft kostet“, so Landeschefin Klein. 

Beispiel Herzinfarkt: Frauen mit anderen Symptomen

Krankheiten des Kreislaufsystems treten den Auswertungen des Gesundheitsreports zufolge mit fortschreitendem Lebensalter gehäuft auf. So führten Kreislauferkrankungen bei 50- bis 64-jährigen Männern in Hamburg im Jahr 2021 mit durchschnittlich knapp zwei Tagen zu mehr als doppelt so vielen Fehltagen wie bei Frauen mit knapp einem Tag. Höhere Fehlzeiten bei Männern waren insbesondere bei den Diagnosen „Chronische ischämische Herzkrankheit“ sowie „Akuter Myokardinfarkt“ (Herzinfarkt) zu verzeichnen. Dabei sind die Symptome bei diversen Krankheiten zwischen Frauen und Männern unterschiedlich. Verspüren Männer bei einem Herzinfarkt häufig ein Druck- oder Engegefühl in der Brust sowie Schmerzen im linken Arm, gehören bei Frauen eher Übelkeit und Rückenschmerzen zu den typischen Begleiterscheinungen beziehungsweise Vorboten. Das kann zu einer verzögerten Notfallbehandlung führen, weil der Infarkt nicht gleich als solcher erkannt wird. „Es gibt zahlreiche geschlechterspezifische Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Und diese Unterschiede beeinflussen, wie Erkrankungen entstehen, verlaufen, diagnostiziert und behandelt werden. Frauen sind eben keine kleineren, leichteren Männer“, so Klein. Ärztinnen und Ärzte sollten daher schon im Anamnesegespräch besser auf die speziellen Symptome von Frauen und Männern achten.

Barmer-Forderung: Ungleichbehandlung für alle

Sowohl in der medizinischen Versorgung als auch in der Prävention komme den geschlechtsspezifischen Unterschieden immer mehr Bedeutung zu. Derzeit erreichten Angebote im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements Frauen und Männer nicht gleich gut. Die Angebote müssten deshalb so weiterentwickelt werden, dass sie der Verschiedenheit der Geschlechter gerecht werden. „Wir müssen das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer genderindividualisierten Medizin schärfen, die sich viel mehr auf die Unterschiede und die daraus resultierenden unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen konzentriert“, fordert Klein. Als wichtiger Akteur des Gesundheitswesens sehe sich auch die Barmer in Fragen der Gendermedizin gefordert. „Als gesetzliche Krankenkasse gehört es für uns zur Kernarbeit, die Menschen geschlechtsspezifischer und individueller anzusprechen“, so Klein. Die Barmer engagiere sich für das Thema mit der Kampagne #Ungleichbehandlung. „Wir fordern die Ungleichbehandlung für alle. Davon können letztlich alle Patientinnen und Patienten profitieren“, sagt Klein. 

Weitere Informationen zur Kampagne #Ungleichbehandlung finden Sie unter barmer.de/ungleichbehandlung.
Den Gesundheitsreport 2022 können Sie hier herunterladen.

Pressekontakt:

Mareike Rehberg-Sossidi
Pressesprecherin Barmer Hamburg
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