Hamburg, 6. Juni 2018 – Innerhalb von fünf Jahren ist die Zahl der Versicherten der Barmer in Hamburg, bei denen eine Ess-Störung diagnostiziert wurde, um rund 13 Prozent angestiegen. Dies belegt eine aktuelle Analyse der Barmer zu den Jahren 2011 bis 2016. Während der Anteil betroffener Frauen in diesem Zeitraum um 9,7 Prozent zunahm, stieg der Anteil betroffener Männer um 41,3 Prozent an. Gleichwohl suchen überwiegend Frauen bei Ess-Störungen ärztliche Hilfe. Im Jahr 2016 wurde die Diagnose in Hamburg bei 1.390 weiblichen und bei 236 männlichen Barmer-Versicherten im Rahmen der ärztlichen ambulanten Behandlung gestellt. „Bei Ess-Störungen handelt es sich nicht um harmlose Krankheiten. Sie betreffen alle Altersgruppen und können schwere Organschäden nach sich ziehen. Schlimmstenfalls enden sie sogar tödlich“, sagt Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg.
Unterschiedliche Entwicklung: Mehr Magersucht – weniger Bulimie
Zu den bekanntesten Ess-Störungen gehören die Magersucht (Anorexie) und die Ess-Brech-Sucht (Bulimie). Die Zahl der betroffenen Versicherten entwickelte sich dabei je nach Krankheit von 2011 bis 2016 in Hamburg unterschiedlich: während die Anorexie-Diagnosen um 8,3 Prozent stiegen, verringerte sich der Anteil bei Bulimie um 6,3 Prozent. „Auch wenn es bei der Bulimie einen rückläufigen Trend gibt, sollten wir uns nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass wir auch in Hamburg mehr gegen Magersucht und Bulimie unternehmen müssen. Denn die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, erfahrungsgemäß lassen sich viele nicht behandeln“, erläutert Frank Liedtke.
Aufmerksames Umfeld und multiprofessionelle Therapie erforderlich
Egal ob Anorexie, Bulimie oder Mischformen davon – Ess-Störungen sind heimliche Störungen, die ohne massiven Gewichtsverlust häufig lange unbemerkt bleiben. „Oft nehmen die Betroffenen selbst ihr Essverhalten als nicht krankhaft wahr. Hier ist ein aufmerksames persönliches Umfeld gefragt“, so Liedtke.
Ess-Störungen kommen in jedem Lebensalter und in jeder Lebensphase vor. Zu den Ursachen zählen verschiedene Faktoren: Biologische Aspekte, persönlichkeitsbedingte Faktoren, gesellschaftliche Einflüsse und das soziale Umfeld. Die Erkrankungen sollten daher multiprofessionell behandelt werden. Mediziner, Psychotherapeuten, Ernährungsberater und Sozialpädagogen arbeiten dafür Hand in Hand. Spezielle Online-Trainings helfen beispielsweise gefährdeten Frauen, Ess-Störungen vorzubeugen oder die Wartezeit auf einen Therapieplatz zu überbrücken.
Weitere Informationen zum Thema Ess-Störungen unter www.barmer.de/s000509 und zum Online-Training unter www.barmer.de/g100348.