Hamburg, 12. April 2018 – Studierende, das sind junge Leute mit viel Spaß am Leben, guten beruflichen Perspektiven und, vor allem, wenig gesundheitlichen Problemen. Doch stimmt dieses Bild eigentlich? Die Barmer hat sich in ihrem aktuellen Arztreport genauer angeschaut, wie es um die psychische Gesundheit des akademischen Nachwuchses bestellt ist. Die Analyse kommt zu dem besorgniserregenden Ergebnis, dass im Jahr 2015 rund 4.800 Hamburger Studenten Depressionen hatten. „Zeit- und Leistungsdruck sowie Sorgen um die berufliche Zukunft hinterlassen deutliche Spuren bei Studierenden“, sagt Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg.
Ältere Studierende sind besonders gefährdet
Der Arztreport zeigt weiter, dass mit 18 Jahren die Studierenden ein nur halb so hohes Risiko für Depressionen haben wie die Nicht-Studierenden. Im Alter von 29 und 30 Jahren hat sich das Bild gedreht. Jetzt wird Studierenden deutlich häufiger erstmals eine Depression attestiert als denjenigen, die nicht studieren. Bei den Nicht-Studierenden sinkt dieses Risiko ab dem 25. Lebensjahr sogar.
Diese Einschätzung verdeutlichen folgende Zahlen. Im 18. Lebensjahr sind 1,4 Prozent der Studierenden erstmals von einer Depression betroffen, Nicht-Studierende sind es zu 3,2 Prozent. Gut zehn Jahre später liegt der Anteil der Studierenden, die erstmalig an einer Depression erkranken, bei 3,9 Prozent und bei den Nicht-Studierenden bei 2,7 Prozent. Ältere Studierende sind somit besonders gefährdet. „Mit jedem zusätzlichen Semester dürfte die Sorge um einen Arbeitsplatz größer werden. Die Aussicht auf einen lediglich befristeten Job tut ihr Übriges“, vermutet Frank Liedtke als Ursachen dafür, dass bei Studierenden mit zunehmendem Alter das Risiko für eine Depression deutlich steigt.
Insgesamt rund 14.000 junge Hamburger depressiv
Junge Menschen in Großstädten scheinen zahlreicher von psychischen Erkrankungen betroffen zu sein. Insgesamt ist in Hamburg der Anteil junger Erwachsener im Alter von 18 bis 25 Jahren mit der Diagnose Depression innerhalb von zehn Jahren um 75 Prozent gestiegen: von 5,53 Prozent im Jahr 2006 auf 9,61 Prozent im Jahr 2016. Zum Vergleich: Bundesweit stieg der Anteil im gleichen Zeitraum um lediglich 66,5 Prozent.
Mehr niedrigschwellige Hilfsangebote erforderlich
Aus Sicht der Barmer sind mehr niedrigschwellige Angebote erforderlich, die psychische Erkrankungen vermeiden und junge Erwachsene frühzeitig
erreichen, bei denen Depressionen oder Angstzustände bereits ausgebrochen sind. „Häufig meiden Betroffene aus Scham den Gang zum Arzt. Ein großes Potenzial sehen wir daher in Online-Angeboten, vor allem, wenn sie anonym sind und den Nutzungsgewohnheiten der Generation Smartphone entgegenkommen“, betont Liedtke.
Die Barmer hat daher mit ihrem Partner, der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, das von der WHO unterstützte Projekt „StudiCare“ aufgelegt. Darin werden nicht nur zielgerichtete Maßnahmen für Studierende in ganz Deutschland entwickelt. Es wird auch erforscht, wie Betroffene möglichst frühzeitig erreicht werden können. „Denn wer mit einer psychischen Erkrankung zu spät Hilfe sucht, der muss damit rechnen, dass die Beschwerden chronisch werden“, so Frank Liedtke.
Darüber hinaus hat die Barmer im Jahr 2015 als erste Krankenkasse mit „PRO MIND“ ein Online-Training implementiert, das nachgewiesenermaßen Depressionen erfolgreich verhindert. Beispielsweise konnte das Risiko, innerhalb eines Jahres an einer Depression zu erkranken, um 40 Prozent reduziert werden. Das Online-Training haben bereits rund 2.100 Menschen genutzt.
Mehr zum Online-Training PRO MIND unter www.barmer.de/g100069.