Pressemitteilung aus Hamburg

Barmer-Pflegereport: Zahl der Pflegebedürftigen erheblich unterschätzt

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Hamburg, 18. Februar 2022 – Der Hansestadt droht in den kommenden Jahren ein größerer Pflegenotstand als derzeit angenommen. Bis 2030 wird es in Hamburg etwa 21.000 mehr Pflegebedürftige geben als bislang vorhergesagt. Das geht aus dem Barmer-Pflegereport hervor. Die Autoren, Wissenschaftler der Universität Bremen, kommen in der Studie zu dem Ergebnis, dass in acht Jahren 112.000 Menschen in Hamburg auf Pflege angewiesen sein werden. Bereits in fünf Jahren werden 4.000 Pflegekräfte mehr benötigt als derzeit – 1.000 mehr als bislang angenommen. „Die Situation in der Pflege wird sich weiter verschärfen. Bereits heute fehlen Pflegekräfte. Es müssen rasch die Weichen für eine verlässliche und hochwertige Pflege gestellt werden“, fordert Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg, anlässlich der Vorstellung des Pflegereports. Bisherige Vorausberechnungen der Zahl der Pflegebedürftigen und des benötigten Pflegepersonals hätten ausschließlich Demografie-abhängige Effekte berücksichtigt. Die Barmer zog für ihre Auswertungen darüber hinaus Effekte der Pflegereformen hinzu. Dadurch steige die Zahl der Anspruchsberechtigten und des benötigten Pflegepersonals zusätzlich.

Fachkräftemangel weitet sich aus

Den Reportergebnissen zufolge benötigt Hamburg bis zum Jahr 2030 zusätzlich etwa 1.000 Pflegefachkräfte, 1.000 Pflegehilfskräfte mit Ausbildung sowie 2.000 Pflegehilfskräfte ohne Ausbildung. Aus Sicht der Barmer muss deshalb der bereits bestehende Arbeitskräftemangel in der Pflege weiter entschlossen bekämpft werden. Im Fokus stehe dabei insbesondere die Ausbildung. Mit der seit 2020 einheitlichen Pflegeausbildung und dem Wegfall des Schulgelds seien bereits wichtige erste Schritte getan. „Es muss weiter gezielt für die Ausbildung in der Pflege geworben werden. Mehr Menschen für eine pflegende Tätigkeit zu begeistern, muss ein zentrales Anliegen werden“, so Klein. Eine angemessene Bezahlung sei nur ein Schritt. Ebenso wichtig seien bessere Arbeitszeitmodelle, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern.

Pflegende Angehörige und deren Belange mitdenken

Entsprechend der laut Barmer-Pflegereport steigenden Zahl an Pflegebedürftigen wird auch die Zahl der pflegenden Angehörigen anwachsen. Schätzungen zufolge werde etwa die Hälfte der pflegebedürftigen Menschen im häuslichen Umfeld und ohne Beteiligung zugelassener Pflegedienste versorgt. In Hamburg seien das aktuell etwa 39.000 Pflegebedürftige. „Mehr als 40 Prozent der pflegenden Angehörigen sind im erwerbsfähigen Alter. Diese Menschen sind ein unverzichtbarer Pfeiler des Pflegesystems. Sie müssen frühzeitig unterstützt, umfassend beraten und von überflüssiger Bürokratie entlastet werden. Unter dem Aspekt des allgemeinen Fachkräftemangels ist die Gesundheit pflegender Angehöriger auch in der Arbeitswelt ein wichtiges Thema“, appelliert Klein.

Finanzielle Überforderung Pflegebedürftiger vermeiden

Entscheidend ist auch, dass Pflege qualitativ hochwertig und gleichzeitig bezahlbar bleibt“, so Klein weiter. Ein wichtiger Baustein dabei sei, dass die Stadt Hamburg ihrer gesetzlichen Pflicht nachkomme, die Investitionskosten zu übernehmen. Bereits dadurch würde eine Entlastung bei den Eigenanteilen der Pflegebedürftigen erreicht. „Bislang stellen die Pflegeheime die Investitionskosten in der Regel Bewohnerinnen und Bewohnern in Rechnung. Das führt häufig zur finanziellen Überforderung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen“, erklärt Barmer-Landeschefin Klein. Das wiederum belaste die öffentlichen Kassen zusätzlich, aus denen dann Sozialhilfe fließen müsse.

Pressekontakt:

Mareike Rehberg-Sossidi
Pressesprecherin Barmer Hamburg
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