Pressemitteilung aus Hamburg

BARMER Pflegereport 2022: Hamburgs Pflegekräfte durch Corona belastet wie nie zuvor

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Hamburg, 16. Februar 2023 – Pflegefachkräfte im stationären Bereich haben vergangenes Jahr besonders stark unter Corona und den Folgen der Pandemie gelitten. Das zeigt der aktuelle Barmer Pflegereport. Demnach gab es zu Jahresbeginn 2022 sowie im Juli zahlreiche Krankschreibungen aufgrund einer Covid-19-Diagnose. Der bisherige Spitzenwert lag im Februar vergangenen Jahres bei 157 Erkrankten je 10.000 Pflegefachkräften in hamburgischen Pflegeheimen. Außer wegen Corona waren Pflegekräfte auch aufgrund psychischer Erkrankungen häufig arbeitsunfähig. Mit 282 Betroffenen je 10.000 Beschäftigte waren Pflegefachkräfte in hamburgischen Pflegeheimen im Sommer vergangenen Jahres fast vier Mal so häufig psychisch erkrankt wie andere Erwerbstätige mit 75 Fällen je 10.000. „Die Corona-Pandemie hat uns die Schwachstellen des Systems aufgezeigt. Pflegekräfte haben wegen des pandemiebedingten Personalausfalls und aufgrund notwendiger Hygienemaßnahmen wie einer permanenten Maskenpflicht unter erschwerten Bedingungen gearbeitet. Dabei sind sie weit über ihre Belastungsgrenzen gegangen. Für die Zukunft brauchen wir nicht nur wirksame Schutzkonzepte, sondern auch attraktivere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte. Dafür müssen wir sie gezielt entlasten und besser ausstatten. Nur so können wir Pflege in unserer Stadt auch künftig gewährleisten“, sagt Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg.

Stationär Pflegebedürftige und Corona

Die ersten beiden Corona-Wellen haben auch bei den Pflegebedürftigen in Hamburgs Heimen für viele Infektionen gesorgt. Während der zweiten Welle Ende 2020 lag ihr Anteil bei knapp neun Prozent. Die Infektionsrate in der Gesamtbevölkerung betrug zu diesem Zeitpunkt etwas mehr als ein Prozent. Auch ein überproportional hoher Anstieg bei der Zahl Verstorbener mit Pflegegrad 5 in Hamburg zeigt, dass diese Gruppe besonders betroffen war. So verstarben im Jahr 2021 mit 538 je 10.000 Pflegebedürftige fast 50 Prozent mehr vollstationär Gepflegte als 2017. „Inzwischen hat Corona für viele den anfänglichen Schrecken verloren. Die Schutzmaßnahmen sind weitgehend heruntergefahren. Doch in Pflegeheimen finden sich nach wie vor besonders vulnerable Gruppen. Wirksame Schutzkonzepte mit Augenmaß brauchen wir deshalb auch für diese besonders Schutzbedürftigen“, so Klein.  

Weniger Pflegebedürftige zu Pandemie-Beginn im Pflegeheim

Wie aus dem Pflegereport weiter hervorgeht, wurden im ersten Jahr der Pandemie weniger Pflegebedürftige vollstationär gepflegt. In Hamburg ging ihre Zahl um gut 16 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Gründe hierfür waren der eingeschränkte Zugang zu Pflegeeinrichtungen und die Sorge von Angehörigen, ihre Nächsten bei einer Unterbringung im Pflegeheim nicht besuchen zu können. „Zu Beginn der Pandemie sind auch deswegen weniger Menschen ins Pflegeheim gekommen, weil die Angehörigen Angst um deren Gesundheit hatten. Durch die Impfungen und das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln konnte das Corona-bedingte Sterberisiko deutlich gesenkt werden. Umso entscheidender ist es, dass die Pflegeheime für weitere Corona-Wellen gewappnet sind", sagt Barmer-Landeschefin Klein. Dazu sollten Eventualplanungen getroffen werden für den Fall, dass sich weitere Virusvarianten durchsetzen, die womöglich wieder zu schweren Verläufen führen.

Milliarden-Belastung für die soziale Pflegeversicherung 

Die Folgen der Pandemie wirken sich auch massiv auf die Finanzsituation der sozialen Pflegeversicherung aus. Mehrausgaben der ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen, etwa für Sachmittel und Personal, standen Mindereinnahmen gegenüber, unter anderem durch nicht belegte Heimplätze. Dafür stellten die Einrichtungen seit März 2020 bei den Pflegekassen Anträge auf Erstattung in Milliardenhöhe. Ein weiterer massiver Kostenblock waren die Ausgaben für Antigen-Tests ab Oktober 2020. Bis Ende 2022 beliefen sich die Mehrkosten für Pflege-Rettungsschirme, Antigen-Tests und die Corona-Pflegeprämie auf rund zwölf Milliarden Euro. Steuerzuschüsse und Rückzahlungen glichen davon bis Ende 2022 lediglich sieben Milliarden Euro aus. „Die Pflegeversicherung ist somit in einer ohnehin angespannten Situation mit rund fünf Milliarden Euro in Vorleistung gegangen. Der Bund ist aufgefordert, der sozialen Pflegeversicherung diese Summe schnell zu erstatten“, fordert Klein.

Den Barmer Pflegereport 2022 können Sie hier herunterladen.

Pressekontakt:

Mareike Rehberg-Sossidi
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