Hamburg, 3. Juli 2024 – Hamburg ist das Bundesland mit der niedrigsten Rate an chronischen Schmerzpatientinnen und -patienten. 379 je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner leiden länger als sechs Monate an Schmerzen. Damit liegt die Hansestadt um 36 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt von 596 je 10.000 Einwohner. Das geht aus dem Schmerz-Atlas des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Schlusslicht im bundesweiten Ranking ist demnach Thüringen mit 904 Betroffenen je 10.000 Einwohner, was einer Rate von 52 Prozent über dem Bundesdurchschnitt entspricht. „Schmerz macht den Alltag zur Tortur. Betroffene benötigen im Bedarfsfall eine ganzheitliche, multimodale Schmerztherapie. Sie soll verhindern, dass sich der Schmerz noch weiter chronifiziert“, sagt Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg. Wichtig sei zunächst eine umfassende Schmerzdiagnostik. Die Barmer biete ihren Versicherten dazu ein ambulantes interdisziplinäres multimodales Assessment an, kurz A-IMA. Fachleute verschiedener Disziplinen nähmen diese neue Form der Untersuchung vor. Denn Schmerz habe viele Facetten und in der Regel nicht nur eine Ursache. Wenn es die Situation erfordere, könne darauf mit einer multimodalen Schmerztherapie individuell und ganzheitlich reagiert werden.
Chronischer Schmerz kommt nicht erst im Rentenalter
Wie aus dem Barmer-Atlas weiter hervorgeht, tritt chronischer Schmerz bei Weitem nicht erst im Rentenalter auf. Zwischen 30 und 64 Jahren leiden in Hamburg bereits 374 je 10.000 Einwohner darunter. „Gerade für Berufstätige ist es wichtig, dass eine multimodale Schmerztherapie auch berufsbegleitend erfolgen kann. So vermeiden sie längere Arbeitsunfähigkeiten und bauen die erlernten Fähigkeiten direkt in ihren Alltag ein“, so Klein. Die multimodale Schmerztherapie erfolge im Rahmen des Innovationsfondsprojektes PAIN2.0, an dem unter anderem die Deutsche Schmerzgesellschaft und die Barmer beteiligt seien. Dessen Ergebnisse würden wissenschaftlich evaluiert und sollten bei positiver Bewertung in die Regelversorgung übernommen werden.
Chronischer Schmerz ist eine eigenständige Erkrankung
Bei chronischem Schmerz sei es wichtig, einen ganzheitlichen Behandlungsansatz zu verfolgen. Denn dauerhafter Schmerz sei nicht nur ein alleiniges körperliches Leiden. Auch die Seele spiele hierbei eine große Rolle. So litten in Deutschland zum Beispiel 39 Prozent der Betroffenen mit chronischem Schmerz zugleich auch an einer Depression. Der multimodale Behandlungsansatz verbinde physiotherapeutische mit psychotherapeutischen Ansätzen. Darüber hinaus würden soziale Aspekte in die Therapie integriert. Dabei gehe es zum Beispiel darum, wie Schmerzpatienten trotz ihrer Erkrankung weiter arbeitsfähig bleiben können oder wie sie im Zweifelsfall mit dem Verlust des Arbeitsplatzes umgehen.