Die Behandlung psychisch Kranker noch weiter zu verbessern und dabei auch die Angehörigen mit einzubeziehen: Das ist das Ziel einer neuen Zusammenarbeit der Barmer GEK und der abitato Managementgesellschaft seelische Gesundheit gGmbH. Beide haben einen Vertrag über ein neues Angebot der ambulanten Integrierten Versorgung geschlossen, der kürzlich in einer Pressekonferenz vorgestellt wurde.
"Unser Ziel ist es, die Behandlung psychisch Kranker weiter zu optimieren und Ansätze zu einer integrierten Versorgung auszubauen. Gerade bei psychischen Problemen ist eine schnelle Behandlung wichtig, um etwa Verfestigungen zuvorzukommen", sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, die zusammen mit Barmer GEK-Landesgeschäftsführer Frank Liedtke, Stefan Meyer-Kaven, Geschäftsführer von abitato, und Doktor Stephanie Wuensch vom Freundeskreis Stiftung Ochsenzoll den Startschuss für das Programm gab. Hamburg verfüge zwar über ein sehr gutes und differenziertes psychiatrisches Versorgungssystem und auch die Zusammenarbeit, etwa zwischen Hausärzten, Psychiatern, Psychotherapeuten und psychiatrischen Abteilungen, sei schon in Ansätzen vorhanden. Mit der integrierten Versorgung gelinge es jedoch, die sektor- und professionsübergreifende Zusammenarbeit von Leistungserbringern und Kostenträgern in der Versorgung psychisch kranker Menschen weiter zu verbessern.
Ausbau des Angebots
Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK Hamburg, betonte: "Die neue Kooperation mit der abitato im Bereich der ambulanten integrierten Versorgung ist eine sinnvolle Ergänzung unseres Angebots an Leistungen für psychisch Kranke in Hamburg." Die Barmer GEK werde ihre in Frage kommenden Versicherten gezielt anschreiben und auf das Programm aufmerksam machen. Wer das Angebot in Anspruch nehme, könne dann deutlich individueller behandelt werden. Ein wesentliches Charakteristikum der ambulanten integrierten Versorgung sei, dass die Menschen in ihrer vertrauten Umgebung behandelt würden. Dabei würden Angehörige und das Arbeitsumfeld bei der Behandlung mit einbezogen, wenn es erforderlich sei. Nach einer konventionellen stationären Behandlung kämen Patienten oft in unveränderte Strukturen zurück und stünden dann vor den alten Problemen. Würden sie aber ambulant betreut – direkt zu Hause, bei Ärzten und Teams der integrierten Versorgung – ließen sich viele Hürden im Lebensumfeld leichter bewältigen. Die Patienten sollten durch das Angebot so umfassend – und im Notfall auch rund um die Uhr – betreut werden, dass ein Krankenhausaufenthalt vermieden werden könne, wenn er denn medizinisch nicht notwendig sei.
1.500 Patienten profitieren
"Ich freue mich sehr, dass wir mit der Barmer GEK diese Kooperation eingehen", hob Stefan Meyer-Kaven, Geschäftsführer der abitato Managementgesellschaft, die die Verträge mit den Krankenkassen schließt, hervor. Damit würden sich insgesamt 25 Krankenkassen an der Integrierten Versorgung beteiligen. 1.500 Patienten aus Hamburg und umliegenden Gemeinden in Schleswig-Holstein und Niedersachsen profitierten davon.
Gästezimmer als Rückzugsraum
Als Vertreterin der Leistungserbringer vor Ort machte Doktor Stephanie Wuensch, Geschäftsführerin der Stiftung Freundeskreis Ochsenzoll, deutlich, dass es neben der Vermeidung unnötiger Krankenhausaufenthalte vor allem auch um die optimale Versorgung der Patienten gehe: "Die Menschen aus der Isolation herauszuholen und ihnen einen stabilisierenden und beruhigenden Rahmen rund um die Uhr anzubieten, ist eine wesentliche Stärke der integrierten Versorgung." Neben einer Hotline, die an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr erreichbar ist, stehen den Patienten auch Gästezimmer zur Verfügung, in die sie sich kurzfristig einquartieren können, wenn die eigenen vier Wände kein Zuhause mehr bieten.
Hintergrund
2014 waren mehr als ein Viertel aller Fehlzeiten durch Arbeitsunfähigkeit auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Damit liegt diese Krankheitsart auf Platz 1, gefolgt von Muskel- und Skelett-Erkrankungen und Erkrankungen des Atmungssystems. Psychische Erkrankungen sind auch Hauptursache für Frühverrentungen.
Im bundesweiten NetzWerk psychische Gesundheit konnten die Krankenhaustage deutlich von 22 auf 7 reduziert werden.