Ein geimpftes Kind mit Pflaster am Oberarm
Trotz nachgewiesenem Schutz vor Krebs

Zu wenig HPV-Impfungen in Berlin und Brandenburg

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Viele Mädchen und Jungen in Berlin und Brandenburg sind trotz STIKO-Empfehlung nicht oder nur unzureichend gegen das humane Papillomvirus (HPV) geimpft. Das zeigt der aktuelle Barmer-Arzneimittelreport. Demnach sind 28,6 Prozent der Mädchen und jungen Frauen in Brandenburg und 39,8 Prozent in Berlin nicht vollständig gegen HPV immunisiert. Bei den Jungen bis 13 Jahren fällt der Anteil ohne vollständige HPV-Impfung deutlich höher aus mit 67,7 Prozent in Brandenburg und 73,3 Prozent in Berlin. „Das humane Papillomvirus ist für fast 100 Prozent der Gebärmutterhalskrebs-Fälle verantwortlich. Eine HPV-Impfung kann Leben retten, da sie Gebärmutterhalskrebs und andere bösartige Tumorerkrankungen verhindern kann,“ sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.

HPV Infektion „tickende Zeitbombe“

Jährlich erkranken deutschlandweit rund 4.600 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Sie ist die vierthäufigste Krebsart bei Frauen. Allein im Jahr 2020 starben 1.546 Frauen daran. Auslöser für Gebärmutterhalskrebs ist eine HPV-Infektion. Diese bleibt zunächst symptomlos und hat nicht zwangsläufig eine Krebserkrankung zur Folge. Aber HPV-Infektionen sind sehr verbreitet. Nach Schätzungen der Barmer ist jede vierte Frau im Alter von 30 Jahren mit HPV infiziert. Andere Schätzungen liegen noch höher. Zum Zeitpunkt der Diagnose haben sich bei jeder dritten Patientin bereits Metastasen in den Lymphknoten des Beckens gebildet. „HPV-Infektionen sind tickende Zeitbomben. Jede Krebspatientin und jeder Krebspatient hätte rückblickend alles getan, um die Erkrankung zu vermeiden. Eine HPV-Impfung gibt die Chance, Gebärmutterhalskrebs und andere Tumorerkrankungen zu verhindern“, sagt Leyh.

Rückgang der Impfungen während Corona-Pandemie

Die Barmer stellt weiter fest, dass die ohnehin geringe Impfrate zuletzt gesunken ist. In den Jahren 2021 bis 2022 seien die HPV-Impfungen bei Mädchen und jungen Frauen in Brandenburg um rund 29 Prozent zurückgegangen in Berlin um 23 Prozent. Bei den Brandenburger Jungen und jungen Männern lag der Rückgang bei 60 Prozent und bei den Berlinern bei 34 Prozent. Wichtig sei, dass die Aufklärungsarbeit der Ärztinnen und Ärzten sowie der Krankenkassen auch in den Schulen unterstützt werde.

Rückgang von Gebärmutterhalskrebs seit Einführung der HPV-Impfung

Seit die HPV-Impfung im Jahr 2007 eingeführt wurde, hat sich nach Analysen der BARMER die Zahl der Gebärmutterhalskrebs-Neuerkrankungen halbiert. Vor Einführung der HPV-Impfung erkrankten in Deutschland von 100.000 Frauen zwischen 20 und 29 Jahren jedes Jahr im Durchschnitt 2,51 an Gebärmutterhalskrebs. In den Jahren 2018 bis 2022 – als das Impfangebot bestand – lagen die durchschnittlichen Neuerkranken in der gleichen Altersgruppe pro Jahr bei durchschnittlich 1,18 je 100.000. Dies entspricht einem Rückgang von 53 Prozent.

HPV-Impfung auch bei Jungen sinnvoll

Die Barmer rät Eltern, ihre Kinder, egal welchen Geschlechts, gemäß der STIKO-Empfehlung bereits ab dem Alter von neun Jahren impfen zu lassen. Denn auch Jungen und Männer könnten an HPV-bedingten Krebsarten erkranken. Hierzu gehörten zum Beispiel Anal- oder Rachenkrebs. Ungeimpfte Männer seien außerdem beim Intimverkehr wesentliche Überträger. Durch die Impfung würden sie nicht nur sich selbst, sondern auch Partnerin oder Partner vor Ansteckung schützen.

Höhere Impfquote in Ostdeutschland

Mit einem Anteil von 71,5 Prozent vollständig geimpfter Mädchen unter 17 Jahren liegt Brandenburg deutlich unter dem Impfziel der WHO von 90 Prozent. Im bundesweiten Vergleich liegt Brandenburg jedoch an dritter Stelle. Am höchsten ist die Impfquote in Sachsen-Anhalt mit 75,7 und Mecklenburg-Vorpommern mit 71,8 Prozent. Berlin liegt mit einem Anteil von 60,2 Prozent knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 61,3 Prozent. Die niedrigsten Quoten gibt es in Bayern (51,3 Prozent), Bremen (54,2 Prozent) und Baden-Württemberg (55,2 Prozent).

Mehr zur HPV-Impfung hier.