Die Sommerpause fällt in Brandenburg in diesem Jahr aus, denn es ist Wahlkampf. Als eines der zentralen Themen steht die gesundheitliche und pflegerische Versorgung der Brandenburgerinnen und Brandenburger mit zahlreichen Herausforderungen für die nächste Regierung auf der Agenda und auch in den Wahlprogrammen. Wer auch immer der neuen Landesregierung angehört, sollte dieses Thema zur Chefsache machen. Welche Rezepte haben Politikerinnen und Politiker gegen die langen Wartezeiten für einen (Fach)-arzttermin? Wie lautet die Therapieempfehlung für überfüllte Rettungsstellen? Und welches Mittel hilft gegen die steigenden Eigenanteile für einen Platz im Pflegeheim? Wir haben bei den Kandidatinnen und Kandidaten nachgefragt, welche Sicht sie auf die Dinge haben und welche Ziele und Konzepte die Parteien bei diesen und anderen Themen verfolgen. Vielen Dank an Daniel Keller (SPD), Prof. Dr. Michael Schierack (CDU), Antje Töpfer (Bündnis 90/Die Grünen) und Ronny Kretschmer (Die Linke), dass sie sich für die Beantwortung unserer Fragen Zeit genommen haben.
Welchen Rat geben Sie, wenn sich jemand bei der Suche nach einem guten Krankenhaus an Sie wendet?
Viele Brandenburgerinnen und Brandenburger wünschen sich, einen Arzttermin schneller zu erhalten. Welche kurzfristigen und mittelfristigen Maßnahmen schlagen Sie im Rahmen einer regionalen Versorgungsplanung vor?
Aber was haben wir: Da ist die Medizinische Hochschule Brandenburg im Norden und schon bald auch die Brandenburgische-Technische-Universität im Süden, wo wir in Brandenburg Medizinerinnen und Mediziner ausbilden, von denen dann – so zeigt es die Erfahrung bei der MHB – viele bleiben werden. Mit dem Landärzteprogramm motivieren wir zusätzlich junge Ärztinnen und Ärzte, sich in Brandenburg niederzulassen und die Lücken zu füllen. Das ist auch das Ziel bei der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen, wo wir besser geworden sind, aber die immer noch entbürokratisiert und beschleunigt werden kann. Darüber hinaus braucht es kreative Lösungen im Bereich der Digitalisierung und neue Organisationsformen wie Medizinische Versorgungszentren (die wir unbedingt auf kommunaler Ebene unterstützen). Dadurch gewinnen wir Effizienz, indem Bürokratie abgebaut wird und multiprofessionelle Teams gestärkt werden, und ganz wichtig: wir verzahnen den ambulanten und stationären Bereich besser miteinander.
Um Prävention zu stärken, haben wir schon einiges auf den Weg gebracht, zum Beispiel den Pakt für Pflege, der bundesweit Anerkennung gefunden hat und dessen Maßnahmenpaket dafür gesorgt hat, dass Brandenburg Spitzenreiter ist, wenn es darum geht, dass Menschen zu Hause gepflegt werden. In Luckau arbeitet etwa, finanziert über den Pakt, jetzt die erste Gemeindegesundheitspflegerin, die eine wichtige Lots*innen- aber auch Früherkennungsfunktion übernimmt. So können Versorgungslücken geschlossen werden und Patient*innen an die richtige Versorgungsstelle vermittelt werden. Diese Maßnahmen müssen verstetigt und solide finanziert werden. Nicht alles haben wir hier auf der Landesebene in der Hand. Deshalb arbeiten wir Grüne natürlich eng mit der Bundes- und der kommunalen Ebene zusammen.
In Brandenburg wird häufiger der Rettungsdienst gerufen, weil die Morbidität der Bevölkerung höher und die Arztdichte geringer ist als in anderen Teilen Deutschlands. Wie sehen Ihre Reformvorschläge aus, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, den Rettungsdienst wirtschaftlich und zukunftsfest zu gestalten?
den Rettungsstellen der Krankenhäuser länderübergreifend, digital und in Echtzeit Patientinnen und Patienten zuzuweisen.
Der Ausbau der Notdienstpraxen bzw. Ärztlichen Bereitschaftsdienstpraxen an den Notfallambulanzstandorten ist ebenfalls voranzutreiben und gemeinsam mit der KVBB abzusichern. Kooperationen von Landkreisen und kreisfreien Städten - auch länderübergreifend – bezüglich der Planung und Absicherung des Rettungsdienstes und der Wachenstandorte müssen ausgebaut werden. Letztendlich muss die Ausbildung im Rettungsdienst, also die Notfall- und Rettungssanitäter-Ausbildung, attraktiver gestaltet werden und eine Ausbildungsvergütung gewährleistet sein. Zudem müssen die Kompetenzen der Notfallsanitäter gestärkt werden. Auch in diesem medizinischen Berufsfeld werden wir um eine offene Debatte zu einer neuen Aufgabenteilung nicht herumkommen. Selbstverständlich ist aber auch der Auf- und Ausbau von Ersthelferstrukturen und die flächendeckende Zurverfügungstellung von Defibrillatoren in öffentlichen Gebäuden und öffentlichen Plätzen notwendig.
Für den erfolgreichen Pakt für Pflege wurden bislang insgesamt ca. 30 Mio. Euro für ca. 660 Projekte ausgeschüttet. Wie würde eine Weiterführung des Pakts unter Ihrer Regierungsbeteiligung aussehen, um diese und weitere Vorhaben mit allen Beteiligten zu verstetigen?
Die Eigenanteile für einen Platz in Pflegeeirichtungen werden für viele Menschen inzwischen unbezahlbar. Für den Teil der Kosten in den Eigenanteilen, die Pflegeeinrichtungen für Investitionen benötigen, müsste das Land aufkommen. Wie sehen Ihre Vorschläge aus, um Pflegeheimbewohnerinnen und –bewohner hier zu entlasten?
Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie wichtig der Öffentliche Gesundheitsdienst ist. Themen wie mangelnde Gesundheitskompetenz und Hitzeschutz haben seither zusätzlich an Bedeutung gewonnen. Wie sieht die Zukunft des Öffentlichen Gesundheitsdienstes unter Ihrer Regierungsbeteiligung aus?
Darüber hinaus werden wir dafür sorgen, dass ein gute Aus- und Weiterbildung sichergestellt wird. Die Akademie für öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf wird deshalb weiter von uns finanziell unterstützt.