Viele Kinder wurden dieses Jahr vermutlich ohne ausreichenden Impfschutz eingeschult. Davon geht die Barmer aus. Wegen der Corona-Pandemie sind vieler Orts sowohl die Schuleingangsuntersuchungen als auch die vorsorglichen U-Untersuchungen in den Kinderarztpraxen ausgefallen. Somit dürfte bei vielen Kindern versäumt worden sein, den Impfstatus zu überprüfen und entsprechend nachzuimpfen. „Schon in den vergangenen Jahren wurde bei Kindern im einschulungsfähigen Alter bei keiner der 13 wichtigsten Infektionskrankheiten ein Durchimpfungsgrad von 90 Prozent erreicht“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg, und stützt sich dabei auf den Barmer-Arzneimittelreport 2019.
Schlimme Folgen der Impfträgheit
Hohe Impfquoten seien nötig, um eine ausreichende Immunität unter Kindern herzustellen und Krankheiten auszurotten. Außerdem müssten Eltern daran erinnert werden, welch unkalkulierbare Risiken Impflücken mit sich brächten. „Schon ein aufgeschlagenes Knie oder blutiger Kratzer reichen für eine Tetanusinfektion. Ohne Impfung drohen schmerzhafte und langanhaltende Muskelkrämpfe. Unbehandelt verläuft Tetanus tödlich“, warnt Leyh. In Berlin seien lediglich 80,4 Prozent der im Jahr 2015 Geborenen innerhalb der ersten beiden Lebensjahre gegen Tetanus geimpft worden. In Brandenburg waren es 82,5 Prozent. Ähnlich gering waren die Impfquoten in dieser Altersgruppe bei Masern, Mumps und Röteln (rund 81 Prozent in Berlin und Brandenburg), bei Varizellen, die Windpocken und Gürtelrose auslösen (74,6 Prozent in Berlin und 77,7 Prozent in Brandenburg), und bei Pneumokokken, die Hinhaut-, Lungen-, und Mittelohrentzündungen verursachen (81,3 Prozent in Berlin und 85,2 Prozent in Brandenburg). Von den Kindern, die im Jahr 2011 geboren wurden, haben in Berlin 1,9 Prozent und in Brandenburg 1,2 Prozent bis zu ihrem sechsten Lebensjahr überhaupt keine Impfung erhalten. Leyh rät Eltern, sich beim Kinderarzt über den Impfschutz beraten und die empfohlenen Impfungen bei ihren Kindern durchführen zu lassen.
RKI moniert Impf-Defizite
Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) stellt in seinem epidemiologischen Bulletin Defizite beim Impfstatus von Kindern fest. Demnach würden Impfungen später durchgeführt als empfohlen und Impfserien nicht zeitgerecht abgeschlossen.