Psychische Erkrankungen führen seit Jahren zu immer mehr Krankschreibungen. Bei diesem bundesweiten Trend gibt es jedoch regionale Unterschiede. In Brandenburg fällt die Zunahme psychischer Erkrankungen weit drastischer aus als in Berlin. Das geht aus dem Barmer-Gesundheitsreport 2023 hervor, der im November veröffentlicht wurde.
Brandenburg: Anstieg der Krankschreibungen um fast 20 Prozent
In Brandenburg sind die Krankschreibungen wegen psychischer Leiden in den vergangenen acht Jahren um 19,7 Prozent gestiegen. Waren im Jahr 2014 noch 7,6 Prozent der Beschäftigten wegen einer psychischen Erkrankung arbeitsunfähig gemeldet, erhöhte sich der Anteil bis zum Jahr 2021 auf 9,1 Prozent. Um einiges moderater fiel der Anstieg von psychischen Erkrankungen in Berlin aus. Im Jahr 2014 waren in der Bundeshauptstadt 7,2 Prozent der Beschäftigten wegen eines seelischen Leidens krankgeschrieben. Im Jahr 2021 waren es 7,5 Prozent. Das entspricht einem Anstieg von etwa vier Prozent. Eine weitere Auffälligkeit für Brandenburg: Bei jungen Beschäftigten sind die Fehlzeiten wegen psychischen Erkrankungen am stärksten gestiegen. In der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen haben sich die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen sogar verdoppelt. Sie stiegen von 1,2 Tage je Beschäftigtem im Jahr 2014 auf 2,3 Tage im Jahr 2022 an. Ein solcher Trend lässt sich für Berlin nicht feststellen.
Depressive Erkrankungen verursachen besonders lange Fehlzeiten
Besonders gravierend sind die Folgen depressiver Erkrankungen. 72,1 Tage war die durchschnittliche Fehlzeit im Jahr 2022, wenn eine Arbeitskraft wegen einer depressiven Episode krankgeschrieben wird. Aber auch Angststörungen und somatoforme Störungen sorgten mit durchschnittlich 55,9 und 33 Fehltagen je Fall für hohe Krankenstände. Zum Vergleich: eine Krankschreibung wegen einer akuten Bronchitis dauert im Durchschnitt 7,6 Tage, wegen Rückenschmerzen 13,1 und wegen Migräne 3,7 Tage. „Die steigenden Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen sind ein Alarmzeichen und setzen die Unternehmen in Berlin und Brandenburg mehr zu als noch vor ein paar Jahren unter Druck. Sie können ihren Teil zur Vermeidung psychischer Belastungen beitragen, indem sie die vom Gesetzgeber vorgeschriebenen Gefährdungsanalysen am Arbeitsplatz regelmäßig durchführen und sich dem Thema Führung im Unternehmen in angemessener Weise widmen. Unnötige gesundheitliche Risiken können so ab- und ein positives Betriebsklima aufgebaut werden“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.