Berlin, 15. Juni 2021 – Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Brandenburg haben nach einer Auswertung der Barmer während der Corona-Pandemie alleine im zweiten Quartal 2020 bei den gesetzlichen Krankenkassen 26.800 Videosprechstunden mehr als im Vorjahr abgerechnet. Von über 350 Praxen wurden in Brandenburg solche telemedizinischen Sprechstunden angeboten. „Die Erfahrung während der Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Patientinnen und Patienten telemedizinische Anwendungen nutzen, wenn sie denn angeboten werden. Eine Videosprechstunde kann die Untersuchung in der Praxis nicht ersetzen, aber ergänzen“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.
Psychotherapiepraxen sind digitale Vorreiter
Trotz Entscheidung des Deutschen Ärztetages aus Mai 2018, das Fernbehandlungsverbot zu lockern, wurden Videosprechstunden vor Pandemiebeginn nur sehr zögerlich angeboten. Im Jahr 2019 betrug die Zahl in ganz Brandenburg 21. Während der Corona-Pandemie waren es vor allem Psychotherapeutinnen und Psychotherapeutin, die in Brandenburg Videosprechstunden nutzten. Zwei Drittel, der mit der Barmer abgerechneten Videosprechstunden, wurden von Psychotherapie- und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie-Praxen durchgeführt.
Potenziale der Digitalisierung für Gesundheitsversorgung heben
Potenziale der Digitalisierung gehen deutlich über Videosprechstunden während der Pandemie hinaus. „Gerade im ländlichen Raum kann Telemedizin die gesundheitliche Versorgung erhalten und sogar verbessern,“ sagt Leyh. Beispielhalft hierfür ist das Projekt Fontane, das die Barmer gemeinsam mit der Charité und weiteren Partnern zur Behandlung von Herzinsuffizienz erfolgreich durchgeführt hat. Telemedizin bietet hier ein Frühwarnsystem für schleichende Veränderungen und ermöglicht eine frühzeitige Anpassung der Therapie. Spezielle Messgeräte übertragen die Gesundheitswerte digital an das Telemedizinzentrum der Charité. Die Mediziner dort reagieren sofort auf auffällige Messwerte und nehmen mit den Patientinnen und Patienten und den behandelnden Ärztinnen und Ärzten vor Ort Kontakt auf. „Wir brauchen die Bereitschaft aller Akteure im ländlichen Raum, telemedizinische Angebote auszubauen, die sich sowohl am medizinischen Fortschritt als auch an den sich ändernden Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten orientieren“, sagt Leyh.