Berlin, 4. September 2024 – Bei rund 13,5 Prozent der Berliner Kinder unter 15 Jahren haben Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2022 Sprachdefizite diagnostiziert wie etwa Schwierigkeiten mit der Wort- und Satzbildung sowie dem Verständnis von Gelesenem und Gesprochenem. Das entspricht rund 72.900 betroffenen Kindern und Jugendlichen. Dies belegen Hochrechnungen der Barmer. „Phasenweise Sprechfehler oder Stottern sind bei Kleinkindern nicht unüblich, sollten sich aber nicht manifestieren. Wir raten Eltern, sich mit den Erzieherinnen und Erziehern der Kita über die Sprachentwicklung ihrer Kinder regelmäßig auszutauschen und die U-Untersuchungen in der Kinderarztpraxis wahrzunehmen. Das beste Sprachvorbild sind Eltern selbst“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.
Sprechstörungen treten bei Jungen häufiger auf
Auffällig ist, dass Jungen mit einem Betroffenenanteil von rund 16 Prozent deutlich häufiger von Sprachstörungen betroffen sind als Mädchen mit einem Anteil von 10,9 Prozent. Im Vergleich zu 2012 ist die Anzahl der betroffenen Jungen um rund 31 Prozent und bei den Mädchen um rund 35 Prozent gestiegen. Laut Barmer haben in dieser Altersgruppe rund sechs von 100 Jungen und rund vier von 100 Mädchen mit Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen logopädische Behandlungen im Jahr 2022 erhalten. Im Durchschnitt erhielten diese Kinder pro Jahr 1,9 Verordnungen, deren Kosten sich auf rund 832 Euro pro Verordnung belaufen.
Bringen Sprachtherapie-Apps etwas?
Im Rahmen einer logopädischen Therapie ist es wichtig, dass Kinder auch zu Hause regelmäßig üben, um ihre Aussprache zu verbessern. In diesem Kontext können Sprachtherapie- oder Hausaufgaben-Apps eine wertvolle digitale Unterstützung bieten. Sie ermöglichen es den Kindern, auf spielerische Weise logopädische Übungen am Tablet, Smartphone oder PC durchzuführen. „Eine Sprachtherapie-App kann und sollte die logopädische Präsenztherapie nicht ersetzen“, betont Leyh. Wenn jedoch Sprachtherapeuten individuelle Übungen zusammenstellten, die gezielt die sprachlichen Bereiche wie Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben trainierten, könne dies sowohl Eltern als auch Kindern beim Üben zu Hause helfen. Für die Kostenübernahme einer Sprachtherapie- oder Hausaufgaben-App von der Krankenkasse ist eine schriftliche Empfehlung der Logopädin oder des Logopäden erforderlich. Eine von der BARMER geförderte App für ärztlich diagnostizierte Artikulationsstörungen ist die Artikulations-App von Neolexon. Die Barmer beteilige sich einmalig mit bis zu 199 Euro an den Kosten.