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Verschleiß in der Pflege – Bald 700 Stellen unbesetzt

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Berlin, 22. April 2021 – In den Pflegeberufen haben Krankenstand und Erwerbsminderungsverrentung ein solches Ausmaß angenommen, dass in Brandenburg derzeit rund 680 Pflegestellen unbesetzt sind. Zu diesem Ergebnis kommt die Barmer in ihrem Pflegereport, für den sie Diagnosen, Krankschreibungen, Krankenhausaufenthalte und Erwerbsminderungsverrentung von Beschäftigten in der Alten- und Krankenpflege ausgewertet hat. „Einen so hohen Verschleiß durch gesundheitliche Belastungen können wir uns in der Pflegebranche nicht leisten. Wenn den Beschäftigten geholfen und Fachkräfte gehalten werden sollen, müssen Träger und Einrichtungen stärker und kontinuierlich auf Konzepte des betrieblichen Gesundheitsmanagements setzen, die Stress reduzieren, Achtsamkeit fördern und Wertschätzung erfahrbar machen,“ fordert Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.“

Jede zweite Pflegehilfskraft hat mit Depressionen zu kämpfen

Innerhalb der Pflegebranche tragen Altenpflegehilfskräfte die höchste Krankenlast. So litten in den Jahren 2016 bis 2018 von 100 Altenpflegehilfskräften 93 an Bluthochdruck, 57 an einer depressiven Episode und 49 an Adipositas. Insgesamt lag der Krankenstand bei Altenpflegehilfskräften in diesem Zeitraum in Brandenburg bei neun Prozent. Das heißt, an einem durchschnittlichen Arbeitstag waren von 100 Beschäftigten neun krankgeschrieben. Der branchenübergreifende Krankenstand lag bei 6,2 Prozent. Häufiger als die Angehörigen anderer Berufsgruppen, werden Pflegekräfte selber zum Pflegefall. So waren im Jahr 2017 von 1.000 Altenpflegefachkräfte 170 und von 1.000 Altenpflegehilfskräften 184 für eine stationäre Behandlung im Krankenhaus. Der branchenübergreifende Durchschnitt lag bei 136 je 1.000 Beschäftigten.

Erwerbsminderungsrente als letzter Ausweg

Die gesundheitlichen Belastungen gipfeln in der Pflegebranche häufiger als in anderen Branchen in einer Erwerbsminderungsverrentung. Von 1.000 Pflegehilfskräften in Brandenburg bezogen in den Jahren 2016 bis 2018 im Durchschnitt 4,8 eine Erwerbsminderungsrente, der branchenübergreifende Durchschnitt lag bei 3,4. Würden unter Pflegekräften die gleichen Krankenstände und Frühverrentungsraten bestehen wie im branchenübergreifenden Durchschnitt, wären allein in Brandenburg 680 Pflegestellen mehr besetzt und bundesweit rund 26.000. Der Beobachtungszeitraum des Barmer-Pflegereports liegt vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. „Angesichts der zusätzlichen Belastungen der Pflegekräfte durch die Corona-Pandemie, sollten die Arbeitgeber der Pflegebranche jetzt mit Sofortprogrammen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement reagierten“, so Leyh. Solche Programme böte zum Beispiel der Verband der Ersatzkassen in Form von kostenfreien Online-Seminare an (https://www.mehrwert-pflege.com).

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Markus Heckmann
Pressesprecher Barmer Berlin-Brandenburg
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