Berlin, 11. März 2020 – Die Verordnungen der umstrittenen Protonenpumen-Inhibitoren (PPI) sind in Berlin nach vielen Jahren des Anstiegs rückläufig. Das geht aus Analysen der Barmer hervor. So ist die Anzahl der Patientinnen und Patienten mit einer PPI-Verordnung in Berlin von rund 484.000 Personen im Jahr 2016 auf rund 454.000 Personen im Jahr 2019 gesunken. Das entspricht einem Rückgang von sechs Prozent. In den Jahren zuvor waren die Verordnungen kontinuierlich gestiegen. „Es ist ein gutes Zeichen, dass die Berliner Ärzteschaft weniger Magensäureblocker verordnet. Die langjährige Debatte um die Sinnhaftigkeit und die Nebenwirkungen von Protonenpumpen-Inhibitoren scheint endlich Wirkung zu zeigen,“ sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.
Ernsthafte Nebenwirkungen und hohes Abhängigkeitsrisiko
PPI kommen häufig bei Bauchschmerzen, Blähungen und Übelkeit zum Einsatz. In vielen Fällen werden sie auch nach Operationen und gemeinsam mit Schmerzmitteln, die die Magenschleimhaut reizen, verschrieben. Zu den Nebenwirkungen der PPI zählen ein erhöhtes Osteoporoserisiko, Nierenerkrankungen, Magnesiummangel und eine höhere Anfälligkeit für Darminfektionen. Wenn sich der Organismus an die PPI gewöhnt hat, kann es außerdem zur Abhängigkeit kommen. Denn das Absetzen des Medikaments kann Überproduktion von Magensäure auslösen. Die Patientinnen und Patienten bekommen wieder Magenschmerzen oder Sodbrennen und greifen erneut zu Magensäureblockern.
Entgegengesetzter Trend bei Kindern und Jugendlichen
Während die Verordnungen allgemein rückläufig sind, stellt die Barmer bei Kindern und Jugendlichen einen entgegengesetzten Trend fest. Demnach stieg die Anzahl der Verordnungen in der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen zwischen den Jahren 2006 und 2019 bundesweit um 173 Prozent. Damit bekamen, hochgerechnet für Deutschland, im vorvergangenen Jahr rund 43.500 Kinder und Jugendliche dieser Altersgruppe Magensäureblocker verordnet. „Der Grund für die hohe Zahl junger Menschen mit PPI-Verordnung könnte sein, dass sie sich häufig unter Druck fühlen, der ihnen buchstäblich auf den Magen schlägt,“ vermutet Leyh.