Berlin, 21. November 2024 – Angesichts der dramatischen Prognosen für die Pflege fordert die Barmer die künftige Landesregierung auf, stärker in die Pflegestrukturen des Landes zu investieren. Der am Montag vorgestellte Pflegereport der Barmer hatte ergeben, dass die Menschen immer länger pflegebedürftig sein werden. Die durchschnittliche Pflegedauer würde sich in den kommenden Jahren von derzeit 3,9 Jahren auf 7,5 Jahren erhöhen. Dies dürfte die schon jetzt durch Unterfinanzierung und Fachkräftemangel gezeichnete Situation der Pflege weiter verschärfen. „Die neue Landesregierung muss Gesundheits- und Pflegepolitik zur Chefsache machen und im Koalitionsvertrag mehr Investitionen in die Pflege vereinbaren. Hierzu gehört, dass SPD und BSW höhere Investitionskosten für die Pflegeeinrichtungen und die Fortführung des Paktes für Pflege beschließen“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.
Regierung könnte Eigenanteile für Pflegeheimplätze senken
Es sei der gesetzliche Auftrag der Länder, die Investitionskosten für Pflegeeinrichtungen zu tragen. Brandenburg käme diesem Auftrag mit drei Euro je Pflegebedürftigem nur unzureichend nach. Laut einem Gutachten des IGES-Instituts aus dem Jahr 2021 habe der Bundesdurchschnitt bei 214 Euro je Pflegebedürftigem gelegen. „Die neue Landesregierung muss sich dieser finanziellen Verantwortung endlich stellen, damit diese Kosten nicht weiterhin den Bewohnerinnen und Bewohnern in stationären Pflegeeinrichtungen auferlegt werden“, fordert Leyh.
Regionale Lösungen durch Pakt für Pflege weiter ermöglichen
Die guten Modellprojekte, die in den Kommunen seit dem Inkrafttreten des Paktes für Pflege im Jahr 2020 entstanden sind, benötigen jetzt Planungssicherheit. In Luckau werde zum Beispiel aus den Mitteln des Paktes für Pflege eine Gemeindegesundheitspflegerin finanziert, die eine wichtige Versorgungslücke schließt. Würde der Pakt für Pflege nicht fortgeführt, drohe diesem Projekt wie vielen anderen Mitte kommenden Jahres das aus. „SPD und BSW haben sich ihn ihren Wahlprogrammen zur Fortführung des Paktes für Pflege bekannt. Dieses Bekenntnis muss sich nun auch im Koalitionsvertrag und den anschließenden Haushaltsberatungen niederschlagen“, so Leyh.
Pflegeberuf auch für ausländische Fachkräfte attraktiv machen
Eine Sicherstellung der Pflege wird es nach Ansicht der Barmer ohne Fachkräfte aus dem Ausland nicht geben. „Was uns Länder in Europa und weltweit an Erfolgen bei der Fachkräftesicherung und Rekrutierung ausländischer Fachkräfte zeigen, muss auch in Deutschland und Brandenburg umgesetzt werden“, sagt Leyh. Bund und Länder müssten sich auf mehr Kompetenzen und Befugnisse für Pflegefachkräfte sowie auf bundeseinheitliche Bildungsstrukturen und Lerninhalte verständigen. Der Barmer-Pflegereport 2021 hatte ergeben, dass Brandenburg bis zum Jahr 2030 rund 42.000 Pflegekräfte benötigt, das sind rund 11.000 mehr als heute.