Berlin, 4. Oktober 2024 – Kinder in Brandenburg sind häufiger in kieferorthopädischer Behandlung als ihre Altersgenossen in anderen Bundesländern. Rund 57,7 Prozent der Heranwachsenden in Brandenburg sind wegen Zahn- und Kieferfehlstellungen in Behandlung und damit deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt, der bei 54,7 Prozent liegt. Nur in Bayern sind es mit 59,7 Prozent mehr Kinder. Darauf macht die Barmer in ihrem aktuellen Zahnreport aufmerksam. „Fehlstellungen von Zähnen und Kiefer sollten unbedingt im Kindesalter behoben werden, da sonst Probleme wie Karies, Zahnfleischerkrankungen oder Kieferbeschwerden drohen. Bleibt eine Behandlung aus, werden womöglich zu einem späteren Zeitpunkt kostenintensive zahnärztliche oder chirurgische Eingriffe notwendig. Die regionalen Unterschiede bei kieferorthopädischen Behandlungen sind rein medizinisch jedoch nicht erklärbar, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.
Mädchen gehen häufiger zum Kieferorthopäden bzw. -orthopädin
Bekommen Kinder in Brandenburg etwa häufiger eine Zahnspange, weil es hierzulande besonders viele Kieferorthopädinnen und Kieferorthopäden gibt? Diese Ursache schließt die Barmer aus. In Brandenburg kommen auf 10.000 Kinder und Jugendliche 2,1 kieferorthopädische Fachärzte. Damit liegt Brandenburg bei der Facharztdichte im Bundesvergleich im unteren Drittel. Allerdings übernehmen in Brandenburg viele Zahnartpraxen, die keinen kieferorthopädischen Schwerpunkt haben, kieferorthopädische Behandlungen. Geschätzt am Umsatz entfallen rund 18 Prozent der kieferorthopädischen Behandlungen auf sie (Bundesdurchschnitt: 13 Prozent). Ob beim Zahnarzt oder beim Kieferorthopäden, in der Landeshauptstadt, Potsdam, ist der Anteil der Kinder in kieferorthopädischer Behandlung mit rund 60 Prozent am höchsten. Am geringsten ist er in der Prignitz mit 53 Prozent. Auch bei den Geschlechtern geht die Schere auseinander. Während bei den Mädchen in Brandenburg 61,2 Prozent kieferorthopädische Leistungen in Anspruch nehmen, sind es bei den Jungen 50,3 Prozent. "Dieser bundesweit erkennbare Unterschied in der Versorgung zwischen Jungen und Mädchen kann Indiz dafür sein, dass das Streben nach Schönheitsidealen, Gruppendruck und die elterliche Fürsorge bei Mädchen im Vordergrund der Behandlung stehen.“ sagt Leyh.
Daten von 53.000 Kindern über zehn Jahre hinweg analysiert
Für ihren Zahnreport hat die Barmer Daten von Kindern des Jahrgangs 2005 über einen Zeitraum von zehn Jahren (2013 bis 2022) analysiert. Insgesamt wurden die Datensätze von 53.000 Kindern in ganz Deutschland und rund 3.200 in Brandenburg untersucht. Eine solch umfassende Analyse lag bisher nicht vor.