Potsdam, 7. Februar 2019 – Pflegende Angehörige leiden unter massiven gesundheitlichen Einschränkungen. Das geht aus einer Versichertenbefragung der Barmer hervor. Knapp die Hälfte von ihnen ist von psychischen Störungen betroffen. Die Barmer geht von einer weit höheren Dunkelziffer aus. „Viele Angehörige sind bei der Pflege auf sich allein gestellt. Zwei Drittel der Befragten haben nicht einmal die Möglichkeit, sich für wenige Stunden eine Vertretung zu organisieren. Deshalb gehen viele pflegende Angehörige trotz Beschwerden nicht zum Arzt“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg. Für das Wohlbefinden pflegender Angehöriger ist laut Befragung entscheidend, ob es eine zuverlässige Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld gibt.
Jeder zehnte pflegende Angehörige fühlt sich alleingelassen
Rund 40 Prozent der pflegenden Angehörigen bezeichnen ihren allgemeinen Gesundheitszustand als weniger gut bis schlecht. Neben Rückenschmerzen (43,7 Prozent), Gelenkschmerzen (40,5 Prozent) und Schlafstörungen (33,7 Prozent) sind es vor allem seelische Belastungen, mit denen sie zu kämpfen haben. Knapp 30 Prozent geben an, sich in der Rolle als Pflegender gefangen zu fühlen. 23 Prozent finden, dass sich die Pflege negativ auf Freundschaften auswirke und mehr jeder zehnte fühlt sich mit der Pflege meistens oder die ganze Zeit alleingelassen. „Wer sozial isoliert ist, keinen Ansprechpartner für seine Sorgen hat und nie Entspannung findet, hat ein deutlich höheres Erkrankungsrisiko“, sagt Leyh. Hingegen klagen Angehörige, die regelmäßig Unterstützung aus ihrem persönlichen Umfeld erhalten, deutlich weniger über Belastungen. „Auch wenn die Pflegesituation schwierig ist, sollten sich Freunde pflegender Angehöriger nicht zurückziehen, sondern aktiv ihre Unterstützung anbieten“, so Leyh. Oft müssten pflegende Angehörige auch dazu ermutigt werden, Leistungen aus der Pflegeversicherung zu beantragen. Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege, mit der sich Angehörige durch professionelle Pflegekräfte oder Menschen aus dem persönlichen Umfeld vertreten lassen können, werde gerade von jenen zu selten beantragt, die schon gesundheitlich angeschlagen sind.
Für ihre Studie hat die Barmer mehr als 1.800 Versicherte befragt und Diagnosen von mehr als 179.000 Versicherten ausgewertet.