Berlin, 29. November 2017 - Arbeitnehmer in Leiharbeit und befristeten Beschäftigungsverhältnissen leiden stärker an psychischen Erkrankungen als ihre Kollegen in normalen Arbeitsverhältnissen. Dies belegt der Gesundheitsreport der Barmer Berlin/Brandenburg, der heute vorgestellt wurde. Demnach lagen im Jahr 2015 die Krankenstände wegen psychischen Störungen bei Arbeitnehmern in Leiharbeit und befristeten Beschäftigungsverhältnissen um rund 30 Prozent höher als bei Arbeitnehmern in unbefristeten Beschäftigungsverhältnissen. „Unser Gesundheitsreport zeigt, dass gesellschaftliche Faktoren, wie zum Beispiel Arbeitsplatzunsicherheit, die Gesundheit der Menschen massiv beeinflussen. Gerade in Berlin sind Arbeitnehmer häufiger und länger krankgeschrieben als im Bundesdurchschnitt. Es ist an der Zeit, dass Arbeitgeber Aspekte der seelischen Gesundheit stärker in ihr Betriebliches Gesundheitsmanagement aufnehmen“, sagte Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.
Höherer Arzneimittelkonsum, längere Krankenhausaufenthalte
Hinweise für psychische Belastungen durch Arbeitsplatzunsicherheit sieht die Barmer auch in einem höheren Arzneimittelkonsum und längeren Krankenhausaufenthalten. So lag bei Arbeitnehmern mit befristetem Beschäftigungsverhältnis das Verordnungsvolumen von Psychopharmaka im Jahr 2015 um 20 Prozent höher als bei Arbeinehmern mit unbefristeten Arbeitsverträgen. Psychische Erkrankungen sorgen bei Leiharbeitern im Jahr 2015 für 60 Prozent höhere Krankenhaustage als bei Kollegen der Stammbelegschaft.
Betriebe müssen Prävention zu psychischen Erkrankungen verbessern
Ungeachtet des Beschäftigunsverhältnisses sorgen psychische Erkrankungen neben Muskel-Skelett-Erkrankungen für hohe Krankenstände. So waren in Berlin mehr Versicherte wegen psychischen Belastungen krankgeschrieben als wegen einer Bronchitis. Wegen psychischen Belastungen fehlten im vergangenen Jahr von 100 Beschäftigten 3,0 Arbeitnehmer, wegen einer akuten Bronchitis 2,6. „Wenn in den Betrieben mit psychischen Erkrankungen genauso selbstverständlich umgegangen würde, wie mit somatischen Erkrakungen, wäre für den Betroffenen schon einiges erreicht“, forderte Leyh.