Berlin, 16. August 2017 - Immer mehr Erwachsene müssen wegen einer Depression zum Arzt, darunter immer häufiger Männer. Das geht aus einer Analyse der Barmer hervor. Demnach waren im Jahr 2015 in Berlin hochgerechnet 95.000 Männer zwischen 40 und 64 Jahren wegen einer depressiven Episode beim Arzt, 11,5 Prozent mehr als im Jahr 2012. Bei den Frauen stieg die Zahl im selben Zeitraum um 6,3 Prozent auf 171.100. In Brandenburg traf dies im Jahr 2015 auf 52.500 Männer (plus 9,6 Prozent) und 117.600 Frauen (plus 9,1 Prozent) zwischen 40 und 64 zu. „Vor allem Männer sollten nicht aus falscher Scham im Stillen leiden. Einem Diabetiker sagt schließlich auch niemand, dass er sich zusammenreißen solle. Eine Depression ist eine Krankheit mit unterschiedlichsten Ursachen, die unbehandelt schlimmer oder chronisch werden kann“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg. Darunter würden neben den Betroffenen auch die Angehörigen, allem voran die Kinder leiden. Letzen Endes könne eine Depression in sozialer Isolierung, einem Teufelskreis aus Zurückziehen und noch stärkeren Depressionen und schlimmstenfalls tödlich enden, warnt Leyh.
Mehr niedrigschwellige Hilfsangebote erforderlich
Die Landesgeschäftsführerin der Barmer fordert als schnelle und kurzfristige Unterstützung mehr niedrigschwellige Angebote gegen Depressionen, ähnlich dem Online-Training PRO MIND der Barmer zur Stärkung der psychischen Gesundheit. Diese Angebote könnten den Arzt oder Therapeuten zwar nicht in jedem Fall ersetzen, aber wirksam dazu beitragen, dass sich eine depressiver Episode nicht verschlimmere, so Leyh.
Hoher Anteil depressiver Frauen und Männer in Berlin
Bei Betrachtung der ambulanten Fallzahlen unter der Barmer-Versicherten zwischen 40 und 64 ergibt die Analyse, dass die Anteile der Frauen und Männer mit Depressionen in keinem Bundesland höher sind als in Berlin. Dort diagnostizierten die Mediziner bei 29 Prozent der Frauen und 16 Prozent der Männer im Jahr 2015 eine „depressive Episode“. In Brandenburg traf dies auf 24 Prozent der Frauen und elf Prozent der Männer zu. „Rein medizinisch sind die regionalen Unterschiede bei der Diagnose depressive Episode nicht erklärbar. Womöglich ist eine niedrige Hemmschwelle oder der Leidensdruck in Kombination mit einem Überangebot an ärztlicher und psychotherapeutischer Versorgung in Ballungszentren hierfür eine Erklärung“, sagt Leyh.
Laut Barmer waren im Jahr 2015 bundesweit 3,7 Millionen Frauen und 2,1 Millionen Männer zwischen 40 und 64 Jahren depressiv. Depressive Frauen klagen über Schlafstörungen, Antriebslosigkeit und Appetitverlust, bei Männern kommt es verstärkt zu Unruhe, Aggressivität und Feindseligkeit.