Berlin, 22. April 2025 – Mehr als 54.000 Menschen in Brandenburg sind aufgrund von Alkoholsucht in medizinischer Behandlung. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) für das Jahr 2023 hervor. Demnach waren etwa 41.500 Männer und 12.500 Frauen alkoholabhängig. Besonders häufig betroffen waren Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Bei den 55- bis 64-Jährigen wurde im Jahr 2023 bei rund 13.200 Männern und 3.800 Frauen eine Alkoholsucht diagnostiziert. „Mit unseren Daten können wir medizinische Behandlungen in Zusammenhang mit einer Alkoholerkrankung erfassen. Die tatsächliche Zahl der Betroffenen dürfte wesentlich höher liegen. Noch immer wird Alkohol verharmlost. Eine Alkoholsucht ist eine zerstörerische Krankheit mit tiefgreifenden Folgen für Gesundheit, Psyche, soziale Bindungen und berufliche Perspektiven“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.
Gewohnheit oder Sucht? Das ist hier die Frage.
Die Tatsache, dass Alkohol leicht zugänglich und in der Gesellschaft weit verbreitet ist, erschwert es, eine Abhängigkeit frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. „Der Pfad vom Feierabendbier oder Gläschen Wein in die Abhängigkeit kann kürzer sein, als sich viele Menschen eingestehen wollen“, so Leyh. Ist das Verlangen nach Alkohol groß? Werden immer größere Mengen benötigt, um die gewohnte Wirkung zu spüren? Wird Alkohol weiterhin konsumiert, obwohl dies bereits zu Konflikten im Privaten oder im Beruf geführt hat? Werden diese Fragen mit ja beantwortet bestehen bereits erste Anzeichen für eine Sucht. Der Hausarzt beziehungsweise die Hausärztin, Suchtberatungsstellen und Selbsthilfegruppen sind dann die richtigen Ansprechpartner.
In Brandenburg mehr Alkoholkranke als im Bundesdurchschnitt
Wie aus der Barmer-Analyse weiter hervorgeht, gibt es bei Alkoholismus große regionale Unterschiede. Mit einem Anteil von rund 2,1 Prozent Betroffener lag Brandenburg im Jahr 2023 bundesweit an vierter Stelle. Nur in Mecklenburg-Vorpommern (2,6 Prozent), Sachsen (2,3 Prozent) und Sachsen-Anhalt (2,2 Prozent) gab es laut Barmer-Analyse mehr Alkoholkranke. Am seltensten wurde Alkoholabhängigkeit in Hessen und Baden-Württemberg mit rund 1,5 Prozent diagnostiziert. Der Bundesdurchschnitt lag bei 1,7 Prozent.