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Pflege weiterentwickeln

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Wer wird uns zukünftig pflegen – wie – und wo? Dieser Frage widmete sich das 1. Pflegeforum der Barmer und des MDK Bayern mit 125 hochkarätigen Teilnehmern aus Politik, Gesundheitswesen und Pflege.

Der Bedarf an Pflegefachkräften kann heute schon nicht gedeckt werden. Laut aktuellem Barmer Pflegereport 2017 gibt es zu wenige Plätze für junge Pflegebedürftige. "Pflege muss bedarfsgerecht und bezahlbar sein", forderte Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern die das Pflegeforum gemeinsam mit dem MDK Bayern ins Leben gerufen hat. "Wir müssen die Pflegeversicherung daher schnell sektorenübergreifend weiterentwickeln."

Betreuungsplätze für junge Pflegebedürftige fehlen

Für etwa 350.000 Pflegebedürftige in Bayern hat das Jahr 2017 mit der Umstellung auf fünf Pflegegrade begonnen. Mit dieser Änderung rückt der Gesetzgeber die individuelle Lebenssituation von Pflegebedürftigen stärker in den Fokus. Deutlich mehr Menschen können nun Leistungen der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen. Insbesondere Demenzerkrankte profitieren davon. "Für den Medizinischen Dienst war die neue Begutachtung eine echte Herausforderung, die wir erfolgreich gemeistert haben", stellte Reiner Kasperbauer, Geschäftsführer des MDK Bayern fest.

Die Referenten des 1. Barmer Pflegeforums 2017

​© Barmer/SMM – Von links: Professor Dr. Heinz Rothgang, Universität Bremen; Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer Bayern, Reiner Kasperbauer, MDK Geschäftsführer; Dr. Bernhard Opolony, Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, Abteilungsleiter Pflege und Prävention


Barmer Pflegereport 2017 zeigt Defizite in der Pflege auf

Allerdings fehlen bundesweit Tausende Betreuungsplätze für junge Pflegebedürftige unter 60 Jahren. Auch können junge Pflegebedürftige häufig nicht so wohnen, wie sie es bevorzugen, weil entsprechende Angebote fehlen. Das zeigt der Barmer Pflegereport 2017. "Für junge Pflegebedürftige geht das Angebot an geeigneten Pflegeplätzen an deren Bedürfnissen vorbei", erklärte Wöhler. "Wir müssen die Situation der jungen Pflegebedürftigen kurzfristig verbessern. Hier sind Politik, Pflegekassen und Leistungserbringer gleichermaßen gefordert", sagte sie. Bei Pflegebedürftigen unter 60 Jahren, beginnend mit dem frühen Kindesalter, fehlen etwa 4000 teilstationäre und rund 3400 Kurzzeitpflegeplätze. Ende 2015 waren den Angaben zufolge etwa 13,5 Prozent der knapp 2,9 Millionen Pflegebedürftigen jünger als 60 Jahre - rund 386.000 Menschen in ganz Deutschland. Insgesamt haben sie andere Krankheitsbilder und leiden selten an Demenz oder den Folgen von Schlaganfällen. Nach der Analyse des Pflegereports haben 35 Prozent Lähmungen, 32 Prozent Intelligenzminderungen, 24 Prozent eine Epilepsie und 10 Prozent das Down-Syndrom.

Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Pflege abbauen

"Jeder zweite Mann und drei von vier Frauen werden in ihrem Leben pflegebedürftig. Pflegebedürftigkeit ist kein Restrisiko, sondern ein allgemeines Lebensrisiko und muss dem entsprechend abgesichert werden" erläuterte der Mitautor des Barmer Pflegereports Professor Dr. Heinz Rothgang. Er stellt Reformvorschläge für die Pflegeversicherung vor.

Pflegemodule als Wahlelemente

Wesentliches Ziel seiner Vorschläge ist es, dass die pflegebedingten Kosten für alle Menschen finanzierbar sind, unabhängig davon, ob sie zu Hause, im Betreuten Wohnen oder in einem Pflegeheim leben. "Dazu müssen die Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Pflege abgebaut werden", forderte Rothgang. Das solle erreicht werden, indem Pflegemodule gebildet werden. Diese Module können von den Pflegebedürftigen ab- oder zugewählt oder auch in eigener Regie erbracht werden. Anstelle der bisher von der Pflegeversicherung bezahlten pauschalierten Zuschüsse mit einer Selbstbeteiligung von 100 Prozent bei allen Kosten, die darüber hinausgehen, wird nun von allen Pflegebedürftigen ein einheitlicher Sockelbetrag gezahlt, während alle darüber hinausgehenden Kosten von der Pflegeversicherung getragen werden. Die Höhe des Sockelbetrags und die Dauer, die jeder Pflegebedürftige als Eigenanteil leisten müsste, sollten politisch festgelegt werden.

Behandlungspflege in die GKV überführen

Um die Pflegeversicherung zu entlasten, schlug Rothgang darüber hinaus vor, die Behandlungspflege in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zu überführen. Damit würden 2,6 Milliarden Euro für die Pflegeversicherung frei. Nach reger Diskussion stellte Wöhler abschließend fest, dass es unerlässlich sei, sich noch mehr um die Chancen in der Pflege zu kümmern. "Hier müssen wir gemeinsam weiter vorangehen", sagte sie und kündigte für 2018 das nächste Pflegeforum an.