Durchschnittlich 24 Tage waren die Beschäftigten in der Krankenpflege im Jahr 2020 arbeitsunfähig gemeldet und damit deutlich länger als der Durchschnitt der Beschäftigten in Bayern (16,3 AU-Tage). So die Ergebnisse des Barmer Gesundheitsreportes 2021 für Bayern. Obwohl COVID-19-Diagnosen im Jahr 2020 anteilig nur eine geringe Rolle bei den Arbeitsunfähigkeiten in der Krankenpflege spielten, ist dieser Anteil in Bayern sehr deutlich über dem Bundesdurchschnitt. „Der Gesundheitsreport unterstreicht damit indirekt auch die hohe Bedeutung von Abstands- und Hygieneregeln für die Beschäftigten und in Klinikabläufen“, stellt Professorin Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern, fest. Hygiene brauche eine große Akzeptanz und hohe Selbstverständlichkeit im Klinikalltag. "Wir brauchen in den Krankenhäusern und der Ausbildung einen Masterplan für mehr Hygiene und darüber hinaus – gerade in der besonders herausfordernden Pandemiezeit – für die Gesundheit der Mitarbeitenden ein betriebliches Gesundheitsmanagement, das leicht nutzbare Angebote bereithält, um die Beschäftigten zu unterstützen und Arbeitsunfähigkeiten zu reduzieren", fordert Wöhler.
Verbesserung der Pflegesituation dringend erforderlich
"Der Gesundheitsreport Bayern 2021 der Barmer erscheint dankenswerterweise genau zu einer Zeit, in der sich die Verantwortlichen in den Kliniken und der Politik intensiv Gedanken über die mittel- und langfristigen Maßnahmen zur Verbesserung der Pflegesituation nach der Corona Pandemie machen. Die Pandemie hat die Beschäftigten in den Kliniken körperlich und psychisch erheblich belastet. Die aktuellen Zahlen der Barmer belegen, dass wir noch effektivere Maßnahmen zur Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen und zum Schutze der seelischen Gesundheit in der stationären Pflege brauchen," betont Dr. Martin Siess, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.
Beschäftigte in der Krankenpflege haben ein höheres COVID-19-Risiko
In der Krankenpflege entstehen mehr als ein Viertel (25,9 Prozent) der Fehltage aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen, jede fünfte Krankmeldung (21,5 Prozent) erfolgt aufgrund von psychischen Erkrankungen. Covid-19-Diagnosen waren durchschnittlich für 0,7 Prozent der Fehlzeiten verantwortlich (Bundesdurchschnitt 0,4 Prozent). Obwohl COVID-Erkrankungen anteilig nur eine geringe Rolle bei den Gesamt-Arbeitsunfähigkeiten spielten, waren die Beschäftigten in der Krankenpflege in Bayern deutlich häufiger daran erkrankt (293 AU -Tage je 1.000 VJ) als im Bundesdurchschnitt (195 AU-Tage je 1.000 VVJ). Berufsgruppenübergreifend ist dies noch signifikanter (+285 Prozent) gegenüber dem Bundesschnitt (76 AU je 1.000VJ). In der Krankenpflege Beschäftigte in bayerischen Krankenhäusern (211 AU je 1.000VJ) haben ein höheres Risiko sich mit dem Corona-Virus zu infizieren als Krankenpflegerinnen und –pfleger in Pflegeheimen (202 AU je 1.000 VJ).
Herausforderung Prävention im Klinikalltag
Sowohl für Muskel-Skelett-Erkrankungen als auch psychische Erkrankungen gibt es Präventionsmöglichkeiten. Durch das Angebot gesundheitsfördernder Maßnahmen über den Betrieb ließe sich so mancher Beschäftigter unterstützen. Besonders im stressigen Klinikalltag und in Pandemiezeiten sei das Betriebliche Gesundheitsmanagement eine Herausforderung. "Digitale und passgenaue BGM-Angebote können dazu beitragen, diese in den beruflichen Alltag zu integrieren", sagt Wöhler. „Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen fallen Änderungen bei der Ernährung oder Bewegung oftmals leichter und machen mehr Spaß", stellt Wöhler fest.