Wie können niedergelassene Ärzte, Kliniken sowie Rehabilitations- und Pflegeeinrichtungen besser zusammenarbeiten? Das war das Thema des ersten Länderforums Gesundheit, zu dem die Barmer Bayern und Baden-Württemberg nach Günzburg eingeladen hatten.
Denn Fakt ist: Das nebeneinander dieser drei sogenannten Sektoren ist unwirtschaftlich und führt zu unnötigen Doppeluntersuchungen, die unerwünschte Nebenwirkungen für die Patienten haben können. "Die medizinische Versorgung muss daher stärker sektorenübergreifend am Bedarf der Patienten ausgerichtet werden", forderte Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer Bayern, gegenüber den 80 Gästen aus Gesundheitswesen und Politik.
Schwerpunktthema für die Gesetzgebung
Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer Baden-Württemberg, forderte die Politiker auf, die sektorenübergreifenden Versorgung auf der Agenda endlich ganz oben anzusiedeln. "Wir wissen seit Jahren um die Missstände, doch bis heute fehlt seitens der Politik ein überzeugendes Gesamtkonzept, wie Kliniken und niedergelassene Ärzte ihre Arbeit zum Wohl der Patienten besser aufeinander abstimmen können." Plötze schlug eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit in regionalen Versorgungsverbünden vor. In diesen Verbünden soll ermittelt werden, was an ambulanten und stationären Leistungen notwendig ist und wer sie erbringt. Plötze: "Auf diesem Wege ließen sich die Qualität und die Effizienz der Versorgung verbessern."
Das unterstreicht auch Kathrin Sonnenholzner, Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit und Pflege im Bayerischen Landtag. "Die Überwindung der Hemmnisse bei der sektorenübergreifenden Versorgung wird zukünftig ein Schlüssel für die flächendeckende Gesundheitsversorgung gerade in ländlichen Gebieten werden. Dafür müssen in der nächsten Legislaturperiode in Berlin die Weichen gestellt werden", sagt sie.
Orientierung an den Lebenswelten der Patienten
Der baden-württembergische Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha sagte: "Das Gesundheitswesen steht vor großen Herausforderungen. Dazu tragen gesellschaftliche Veränderungen wie der demografische Wandel, die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung und der medizinischen Fortschritt bei. Der sektorenübergreifenden Versorgung kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Ziel muss es sein, eine möglichst nahtlose, bedarfsgerechte und wirtschaftliche Versorgung herzustellen, die sich am Patienten und seinen Lebenswelten orientiert und die verstärkt von den Kommunen und Regionen mitgestaltet wird. In Baden-Württemberg haben wir die Förderung der sektorenübergreifende Versorgung im Koalitionsvertrag festgeschrieben und erproben diese derzeit sehr erfolgreich in einem landkreisübergreifenden Modellprojekt."
Mehr Regionalität wagen
"Wir brauchen regionale und flexible Lösungen, abgestimmt auf die jeweiligen örtlichen Bedürfnisse" sagte Gabriele Hörl, Abteilungsleiterin Gesundheitspolitik des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege. Statt zentraler einheitlicher Planungen sollten die Spielräume für regionale Entscheidungen ausgeweitet werden. Auch bei der sektorenübergreifenden Versorgung gelte: mehr Regionalität wagen.
Vernetzung muss auch digital weiter gedacht werden
"Im Sinne von „Gesundheit weiter gedacht´" muss Vernetzung auch digital weiter gedacht werden", forderte Dr. Claudia Wöhler. Mit der elektronischen Gesundheitskarte ist die Digitalisierung längst im medizinischen Versorgungsalltag angekommen. Digitalisierung und Telemedizin müssen die Behandlung für die Patienten verbessern, aktives Gesundheitsmanagement ermöglichen und den medizinischen Fortschritt pushen. "Telediagnostik, Onlinesprechstunden, Telemonitoring und die Beratung im Internet dürfen keine Tabuthemen sein. Gerade in Flächenstaaten könnten so räumliche und zeitliche Distanzen überbrückt und die Versorgung der Patienten im ländlichen Raum gesichert werden", so Wöhler.