Welche Einflussfaktoren beeinflussen die Lebensqualität und Lebenszufriedenheit von Berufstätigen? Diese Frage beleuchtet der Gesundheitsreport 2017 der Barmer Bayern auf Basis einer repräsentativen Studie zusammen mit dem Center for Disability and Integration der Universität St. Gallen. "Kinder und Familie, Bildung und flexible Arbeitszeiten sind die Eckpfeiler zum Erhalt von Gesundheit und Zufriedenheit von Berufstätigen", erläuterte Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern bei der Vorstellung des Reportes im PresseClub München.
Auch Schulbildung beeinflusst die Gesundheit
Berufstätige mit Kindern sind gesünder, leben länger, nehmen weniger Arzneimittel und sind weniger krank zeigt der Gesundheitsreport Bayern. Auch Männer mit Familie sind weniger psychisch belastet und leben länger. Die Schulbildung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle, wenn es um die Gesundheit der Beschäftigten geht. "Je höher die Bildung desto gesünder sind die Beschäftigten", stellte Wöhler fest. Der Krankenstand bei Berufstätigen ohne Schulabschluss ist am höchsten. Auch bei den Berufsfeldern gibt es klare Unterschiede bei den Erkrankungen. Seelsorger und Erzieher sind häufiger aufgrund psychischer Belastungen erkrankt als andere Arbeitnehmer. Bei den somatischen Erkrankungen ist der Krankenstand bei den handwerklichen Berufen und den Arbeitslosen am höchsten.
Wöhler forderte Unternehmen auf, gesundheitlichen Risiken von Beschäftigten rechtzeitig entgegenzuwirken: "Unser Gesundheitsreport belegt, dass es für die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig ist, wenn die Balance zwischen Beruf und Privatleben, zwischen Stress und Entspannung ausgewogen ist", sagte sie.
Für Wöhler kann das betriebliche Gesundheitsmanagement dazu einen erheblichen Beitrag leisten. In Bayern haben 2017 1.100 Unternehmen Maßnahmen der Barmer zum betrieblichen Gesundheitsmanagement durchgeführt. 200.000 Beschäftigte nahmen daran teil. "Das müssen wir weiter ausbaue"“, forderte sie.
Bayern empfinden ihr Leben zumeist als Ideal
"Die Lebenszufriedenheit in Bayern ist höher als im deutschen Durchschnitt", erläuterte Studienleiter Professor Dr. Stephan Böhm von der Universität St. Gallen. Rund 80 Prozent der Bayern empfänden ihr Leben zumeist als gut bis ideal. In allen bayerischen Regierungsbezirken bestehe eine hohe bis moderate Lebenszufriedenheit. "Die zufriedensten Menschen leben in Ober- und Niederbayern; die unzufriedensten in Oberfranken, Unterfranken und Schwaben", stellte Böhm fest.
Dabei hänge die Lebenszufriedenheit stärker vom sozioökonomischen Status ab als von Alter und Geschlecht. Zudem zeige sich, dass die Lebenszufriedenheit in Haushalten mit Kindern höher ist als in kinderlosen Familien. Die Unterstützung von Freunden und Familie sowie die Abgrenzungsfähigkeit von Beruflichem und Privatem werden als wichtige Treiber der Gesundheit und Lebenszufriedenheit identifiziert. "Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte, Sport, Verzicht auf Diensthandy und Dienstcomputer in der Freizeit und eine gute Beziehung zur Führungskraft gehen einher mit verringerten Arbeits- und Familienkonflikten sowie weniger emotionaler Erschöpfung", so Böhm.
Ergebnisse zum Arbeitsunfähigkeitsgeschehen in Bayern
In Bayern haben 2016 etwas weniger Menschen krankheitsbedingt bei der Arbeit gefehlt, als im Bundesdurchschnitt. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Fehlzeiten in Bayern geringfügig um 0,68 Prozent bzw. 0,11 Tage je Person zurückgegangen.
- Die Bayern sind gesünder als der Bundesdurchschnitt. Der Krankenstand lag 2016 bei 4,28 Prozent. Das entspricht durchschnittlich 15,6 Arbeitsunfähigkeitstagen.
- Bundesweit ermittelte Fehlzeiten wurden in Bayern 2016 damit um 11,5 Prozent unterschritten. Für den Rückgang der Fehlzeiten war auch in Bayern maßgeblich das Ausbleiben einer stärkeren Grippe- und Erkältungswelle im Jahr 2016.
- Münchner fehlen am Wenigsten
- Hohe Fehlzeiten gab es in Nordbayern. Die Münchner fehlen am wenigsten in der Arbeit. In den südlichen, beziehungsweise südwestlichen Kreisen Bayerns wohnen die Menschen mit den niedrigsten Fehlzeiten. In den nördlichen Kreisen wurden die Bundeswerte am deutlichsten überschritten. Die niedrigsten Werte mit einer Unterschreitung bundesweiter Fehlzeiten um 30,2, 26,9 und 26,8 Prozent ließen sich 2016 für das Umland von München, die Stadt München und den Kreis Oberallgäu feststellen. Demgegenüber finden sich insbesondere in einigen Kreisen in den nördlichsten Regionen Bayerns auch Fehlzeiten, die deutlich über den bundesweiten Ergebnissen liegen. Dies gilt beispielsweise für die Kreise Bamberg (+ 9,4%) Lichtenfels (+9,4%) und Freyung-Grafenau (+7,8%).
- Auf die vier relevantesten Krankheitsarten entfielen in Bayern 2016 insgesamt: 67,8 Prozent und damit mehr als zwei Drittel der Fehlzeiten, dabei 23,0 Prozent auf Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems
18,3 Prozent auf psychische Störungen
13,6 Prozent auf Verletzungen
13,0 Prozent auf Atemwegserkrankungen - Die größten Unterschiede zwischen bundes- und bayernweiten Arbeitsunfähigkeitszeiten zeigen sich bei Frauen. Während bayerische Frauen 2016 durchschnittlich 13 Tage der Arbeit fern bleiben sind es im Bundesschnitt durchschnittlich 13,5 Tage. Bei Männern dauert eine Arbeitsunfähigkeit in Bayern durchschnittlich 13,7 Tage. Im Bundesdurchschnitt dauert die Arbeitsunfähigkeit eines Mannes durchschnittlich 14 Tage.