München, 07. August 2019 – Viele Patienten zweifeln am Sinn von planbaren Operationen. Das belegt eine repräsentative Barmer-Erhebung, für die bundesweit 1.000 Männer und Frauen ab 18 Jahren befragt wurden. Würde ihnen eine planbare Operation vorgeschlagen, gaben 65 Prozent aller Befragten an, an der Notwendigkeit zu zweifeln. Nur 57 Prozent der Befragten mit einem planbaren medizinischen Eingriff allerdings veranlassen ihre Zweifel, sich tatsächlich eine Zweitmeinung einzuholen. Dabei zeigt die Umfrage, dass die Meinung anderer Ärztinnen oder Ärzte in nicht wenigen Fällen ganz anders ausfällt. 72 Prozent der Befragten geben an, die erste Diagnose bestätigt bekommen zu haben, 21 Prozent bekamen die Therapieempfehlung bestätigt. Dennoch erhielten acht Prozent eine andere Diagnose und 17 Prozent eine andere Therapieempfehlung. "Wir haben ein Informationsdefizit in Deutschland, was Operationen angeht. Wissens- und Informationslücken dürfen nicht dazu beitragen, dass unnötige Eingriffe vorgenommen werden", sagt Professor Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern. Sie fordert die Patienten auf, vom Recht auf Zweitmeinung Gebrauch zu machen.
Alter, Bildung und Einkommen beeinflussen Interesse
Die zusammen mit dem Marktforschungsunternehmen respondi durchgeführte Online-Umfrage zeigt, dass die Faktoren Alter, Bildung und Einkommen die Offenheit gegenüber Zweitmeinungen beeinflussen. Je höher Einkommen und Bildung, desto öfter wurden weitere Meinungen erfragt. Die 40- bis 49-Jährigen fielen dabei als besonders kritisch auf. "Mit dem sozialen Status und der Lebenserfahrung steigt die Bereitschaft, ärztliche Empfehlungen zu hinterfragen. Zweitmeinungen sind jedoch für Patientinnen und Patienten jeden Alters interessant, die vor einem planbaren Eingriff stehen", so Wöhler. Die Barmer hat seit dem Jahr 2013 Angebote für Zweitmeinungen vor Eingriffen an Rücken, Knie, Hüfte und zu Zahnersatz aufgelegt.
Zweitmeinung im Bereich Orthopädie und Chirurgie am häufigsten
Am häufigsten holten die Befragten Zweitmeinungen ein, wenn es um planbare Eingriffe im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie (27 Prozent), der allgemeinen Chirurgie (24 Prozent), der Gynäkologie (zehn Prozent) sowie der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (acht Prozent) ging. Von den Befragten, die keine Zweitmeinung eingeholt haben, sagten 67 Prozent, dass sie die Notwendigkeit des Eingriffs nicht bezweifelten. Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) fühlte sich vom Arzt ausreichend aufgeklärt.