BARMER-Zahnreport 2024

Zu viel Kieferorthopädie bei Mädchen in Bayern?

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München, 13. August 2024 – Mädchen und Jungen in Bayern erhalten bundesweit am häufigsten eine kieferorthopädische Behandlung. Das belegt eine Analyse im aktuellen BARMER-Zahnreport. Demnach erhielten unter den Heranwachsenden im Freistaat rund 60 Prozent eine entsprechende Behandlung auf Kassenkosten (Bund: 54,7 Prozent). In Bayern erhielten 64,9 Prozent der Mädchen und 53,4 Prozent der Jungen eine solche Behandlung. Für die Analyse im Zahnreport wurden erstmalig Daten von bundesweit mehr als 50.000 Achtjährigen über einen Zeitraum von zehn Jahren, also bis zum 17. Lebensjahr, ausgewertet. "Unsere Auswertung legt den Schluss nahe, dass Mädchen in Bayern möglicherweise zu häufig kieferorthopädisch behandelt werden. Schönheitsideale, Gruppendruck und elterliche Fürsorge sind mögliche Gründe dafür, dass Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Mädchen häufiger nachgefragt und behandelt werden als bei Jungen", sagt Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der BARMER in Bayern. Es sei kein gutes Signal, wenn dahingehend ein gewisser Erwartungsdruck an Mädchen und junge Frauen entstehe. So falle die Inanspruchnahme bei Mädchen in allen Bundesländern konstant rund zehn Prozentpunkte höher aus als bei Jungen.

Kieferorthopädische Behandlung in Bayern am teuersten

In Bayern sind die Ausgaben für die Kieferorthopädie seit Jahren bundesweit am höchsten. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 23 Millionen Euro für Kieferorthopädie aufgewendet. Auch die Pro-Kopf-Ausgaben sind in Bayern mit durchschnittlich 471,60 Euro am höchsten.

Hohe Behandlungsraten in Weißenburg-Gunzenhausen und Ansbach

Auch innerhalb Bayerns variiert die Inanspruchnahme von kieferorthopädischen Behandlungen. Die höchsten Raten gab es demnach in den Landkreisen Weißenburg-Gunzenhausen und Ansbach (63,8 und 62,3 Prozent), die geringste in Bamberg (rund 55 Prozent). Mit Kieferanomalien und Zahnfehlstellungen allein seien diese regionalen Unterschiede nicht erklärbar, sagt Kindshofer. Ursächlich könnten vielmehr Unterschiede bei der Bewertung einer Behandlungsbedürftigkeit nach den Kriterien der gesetzlichen Krankenversicherung sein.

Kieferorthopädische Versorgung in Bayern dort, wo sie sein soll

Dem Zahnreport zufolge ist der Zugang zur kieferorthopädischen Versorgung für Kinder und Jugendliche deutschlandweit insgesamt zufriedenstellend, aber nicht in allen Bundesländern gleich gut gegeben. "Nach Umsatz geschätzt, finden in Bayern knapp 90 Prozent der kieferorthopädischen Behandlungen in fachzahnärztlichen Praxen für Kieferorthopädie statt, also genau dort, wo sie hingehören", sagt Kindshofer. Das sei ein Hinweis, dass der Zugang zur Kieferorthopädie im Land aktuell insgesamt sehr gut sei. Im Bundesdurchschnitt werden dagegen etwa 13 Prozent der kieferorthopädischen Behandlungen von allgemeinen Zahnarztpraxen ohne kieferorthopädischen Schwerpunkt erbracht. In allen ostdeutschen Flächenländern liegt dieser Anteil sogar noch über dem Bundesschnitt und beträgt dabei bis zu 19 Prozent.

Hintergründe zum BARMER-Zahnreport

Für den BARMER-Zahnreport wurden Abrechnungsdaten von Achtjährigen eines Jahrgangs bis zu einem Alter von 17 Jahren über einen Zeitraum von zehn Jahren wissenschaftlich analysiert. Darunter die Daten von rund 6.500 Heranwachsenden aus Bayern. "Der Wert unserer Ergebnisse liegt vor allem darin, dass wir nun erstmals derart valide Daten zum Anteil kieferorthopädisch behandelter Kinder und Jugendlicher zur Verfügung haben. Diese Zahlen fehlten bisher", sagt Report-Autor Professor Dr. Michael Walter von der Technischen Universität Dresden.

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