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Schlafstörungen in Bayern auf dem Vormarsch

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München, 02. Oktober – Gesunder Schlaf fördert die Gesundheit, das Leistungsvermögen und die Produktivität am Arbeitsplatz. Allerdings treten immer weniger Menschen in Bayern ihren Arbeitstag ausgeschlafen an. So kommt der Barmer Gesundheitsreport 2019 zu dem Ergebnis, dass 41 von 1.000 Beschäftigten nicht richtig ausgeschlafen sind. Im Freistaat leiden mehr als 311.000 Beschäftigte, rund vier Prozent, unter ärztlich attestierten Ein- und Durchschlafstörungen. Die Ansbacher schlafen bayernweit am schlechtesten. Am seltensten wurde Schlafmangel in Tirschenreuth diagnostiziert. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Beschäftigte in Bayern mit Schlafstörungen waren durchschnittlich 56 Tage im Jahr arbeitsunfähig und hatten 36 Fehltage pro Jahr mehr als jene ohne Schlafstörungen. "Anhaltender Schlafmangel macht krank und verlangsamt das Gesundwerden", stellt Professor Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern fest. Sie fordert mehr Prävention von Schlafstörungen in Schule und Beruf sowie eine höhere Behandlungskompetenz bei Ärzten, Therapeuten und Angehörigen anderer Gesundheitsberufe.

Trend ist steigend

Erhielten 2005 noch 22 von 1.000 Beschäftigten die Diagnose Ein- und Durchschlafstörungen, erhöhte sich die Anzahl der Betroffenen 2017 auf 38. Das ist ein Anstieg von 73 Prozent. "Die aktuelle Entwicklung betrachten wir mit Sorge. Sind doch die Auswirkungen von Schlafstörungen auf die Gesundheit und das Leistungsvermögen von Beschäftigten bislang stark unterschätzt worden", sagt Wöhler. Denn stellt man die Befragungsergebnisse der Erhebung "Schlafgesundheit in Deutschland" und die im Barmer Gesundheitsreport 2019 analysierten Diagnosezahlen gegenüber, wird sichtbar, dass weniger als die Hälfte der Betroffenen mit subjektiv empfundenen Schlafstörungen zum Arzt gehen. Nur 27 Prozent von ihnen erhielten nachfolgend auch eine entsprechende ärztliche Diagnose.

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Schlaf ist der große Kundendienst am eigenen Körper

"Neben gesunder Ernährung und körperlicher Aktivität ist gesunder Schlaf die dritte Säule für ein gesundes Leben", unterstreicht Professor Dr. med. Joachim Ficker, Ärztlicher Leiter der Klinik 3 am Klinikum Nürnberg / Paracelsus Medizinische Privatuniversität und Leiter des Schafmedizinischen Zentrums Nürnberg. Aber die Zeiten, in denen Ärzte geglaubt haben, Schlaf sei einfach eine "Pause" für den Organismus, sind lange vorbei. "Wir wissen heute, dass im Schlaf wesentliche regenerative und homöostatische Vorgänge ablaufen. Das heißt, alle unsere Organ- und Funktionssysteme werden im Schlaf regeneriert, teilweise "entgiftet" und wieder neu justiert. Letztlich findet im Schlaf ein "großer Kundendienst" statt. Solange wir ausreichend und gesund schlafen merken wir davon wenig, außer dem grundlegenden Gefühl nach der abendlichen Müdigkeit morgens wieder wach und leistungsfähig zu sein", erläutert Ficker. Erst wenn Schlafstörungen auftreten merkten wir, wie wichtig ausreichender gesunder Schlaf eigentlich sei.

Schlafmangel verlängert das Kranksein, begünstigt Demenz

Häufige Symptome von Schlafstörungen sind Folgen der fehlenden "Entmüdung" durch den Schlaf, also Tagesmüdigkeit mit Einschlafneigung, aber auch depressive Verstimmung, vermehrte Reizbarkeit oder Konzentrationsstörungen. Auch die Gedächtnisfunktion und die Lernleistung kann durch Schlafstörungen eingeschränkt sein. Schlafstörungen können die Funktion des Immunsystems beeinträchtigen. So nimmt zum Beispiel im Winter die Infektanfälligkeit durch Schlafstörungen zu. Erste wissenschaftliche Daten sprechen auch dafür, dass bei sehr langfristig bestehenden schweren Schlafstörungen möglichweise das Krebsrisiko ansteigt. Längerfristig bestehende Schlafstörungen jeglicher Art erhöhen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, es steigt zum Beispiel der Blutdruck, es nehmen Herzrhythmusstörungen zu, insbesondere das Risiko von Schlaganfällen steigt an. Auch der Stoffwechsel des Organismus wird durch quantitative und/oder qualitative Schlafstörungen beeinträchtigt. Vor allem der Kohlenhydratstoffwechsel ändert sich durch eine zunehmende Insulinresistenz, damit steigt das Risiko für einen Diabetes bzw. ein sogenanntes "metabolisches Syndrom". "Neuere Studien weisen darauf hin, dass durch langfristige Schlafstörungen die "Entgiftung" des Gehirns beeinträchtigt wird und so die Entwicklung einer Demenz begünstigt wird", stellt der Professor außerdem fest. Laut Report waren im Vergleich zu ihren ausgeschlafenen Kollegen die ‚Schlafmangel-Geplagten‘ durchschnittlich 36 Tage pro Jahr mehr krankgeschrieben. Dabei führt die Kombination von Schlafstörung und psychischer Grunderkrankung zu einer signifikanten Erhöhung der Fehltage.

Schlafkiller Schichtarbeit - ein Leben gegen den Rhythmus

Beschäftigte im Schichtdienst leben oft entgegen einem natürlichen Schlaf- Wach-Rhythmus. Sie arbeiten, wenn der Körper normalerweise schläft, und (sollen) schlafen, wenn er eigentlich auf Aktivität eingestellt ist. Auch ist ihr Schlaf am Tag im Schnitt um zwei Stunden kürzer als der normale Nachtschlaf. Das führt oft zu massiven Ein- und Durchschlafstörungen. Das mit Abstand größte Risiko unter den Beschäftigten dafür haben Bus- und Straßenbahnfahrer, gefolgt von Maschinen- und Anlagenführen. Auch Beschäftigungen im Objekt-, Werte- und Personenschutz sowie Tätigkeiten in Callcentern bergen nach Analysen des Barmer-Reports ein großes Risiko für diese Störungen. In den genannten Berufen kommt Schicht- und Nachtarbeit vergleichsweise häufig vor. Hier finden sich oft überdurchschnittlich viele erkrankungsbedingte Fehlzeiten je Jahr. So sind zum Beispiel Menschen, die in Nachtschicht arbeiten, anfälliger für Erkrankungen des Verdauungsapparats, Magengeschwüre und Krebs. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas, Typ-2-Diabetes oder Depressionen kann sich durch Schichtarbeit erhöhen. "Die Arbeitszeiten in bestimmten Berufsfeldern werden stark von den Wünschen und Bedürfnissen der Verbraucher und Nutzer bestimmt. Nacht- und Schichtarbeit wird es zukünftig wohl häufiger und in noch mehr Berufsbranchen geben. Umso wichtiger ist es rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die Gesundheit zu fördern", sagt Wöhler. Um den Schlaf und damit die wichtige Erholung für den Arbeitsalltag zu verbessern, bedürfe es präventiver Maßnahmen durch Arbeitgeber, Selbstdisziplin von Beschäftigten, aber auch rechtzeitiger medizinischer Diagnosen und Therapien. "Das grundsätzliche Problem liegt darin, dass wir unseren Körper nicht überlisten und unseren Biorhythmus nicht komplett umstellen können. Es gibt aber durchaus Möglichkeiten bei der Dienstplangestaltung, Beachtung bestimmter Schlafenszeiten am Tage und auch Optimierung der Lichtverhältnisse am Arbeitsplatz, Schlafstörungen in Folge von Schichtarbeit vorzubeugen," so Wöhler abschließend.

Die Deutschlandkarte zeigt, wie viele von 1000 Beschäftigten in den Bundesländern unter einer Schlafstörung leiden.


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Stefani Meyer-Maricevic
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