München, 11. April 2018 – Angesichts zunehmend ungleicher Wettbewerbsbedingungen fordert die Barmer zeitnahe Änderungen im Finanzausgleich zwischen den Krankenkassen, dem morbiditätsorientieren Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA). "Eine rasche Reform des Morbi-RSA ist dringender denn je. Denn die finanzielle Kluft zwischen den Kassen vergrößert sich zunehmend. Wird das Problem noch länger ignoriert, könnten die Wettbewerbsverzerrungen das gesamte GKV-System an seine Belastungsgrenze bringen", sagte Prof. Dr. Christoph Straub anlässlich der Veranstaltung "Politik trifft Gesundheit" am Mittwoch vor rund 200 Experten aus dem Gesundheitswesen im Bayerischen Landtag.
Kluges Management kann Unwuchten im Morbi-RSA nicht ausgleichen
Der Morbi-RSA wurde geschaffen, um eine Risikoselektion bei den Versicherten zu vermeiden und für faire Wettbewerbsbedingungen unter den Krankenkassen zu sorgen. Allerdings sind Unwuchten im Finanzausgleich entstanden. Denn die Zuweisungen aus dem Morbi-RSA richten sich nach den Durchschnittskosten für ganz Deutschland. Regionale Unterschiede der Kosten- und Versorgungsstrukturen werden nicht berücksichtigt. Das wiederum begünstigt Kassen in Regionen mit einer günstigeren Versorgungsstruktur. "Bundesweite Kassen können auch durch kluges Management die Unwuchten im Morbi-RSA nicht kompensieren. Region schlägt also Management. Hilfreich wäre daher die Einführung einer Versorgungsstrukturkomponente, die regionale Kostenunterschiede ausgleicht", sagte Straub.
Zuweisungen müssen die reale Versorgungsstruktur vor Ort berücksichtigen
"Die finanziellen Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds sollten sich an den tatsächlichen Leistungsausgaben einer Krankenkasse in den Regionen orientieren. Eine rasche Reform ist wichtig, um die gute medizinische Versorgung im Hochlohnland Bayern langfristig zu sichern“, forderte Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer Bayern. Regionale Besonderheiten führten auch innerhalb Bayerns zu Verzerrungen beim Finanzausgleich. In Hof zum Beispiel erhielten die Kassen Zuweisungen aus dem Finanzausgleich, die knapp 200 Euro je Versicherten zu hoch ausfielen. In München würden für die Versorgung 200 Euro weniger als die tatsächlichen Behandlungskosten überwiesen. Diese Situation finde sich in ganz Deutschland.