Nürnberg, 10. Oktober 2018 – Den diesjährigen 7.Nürnberger Gesundheitsdialog im Presseclub Nürnberg unter dem Motto "#digital.vernetzt.sektorenübergreifend" nutzten rund 100 Experten aus Politik, Wirtschaft und Gesundheitswesen für eine aktive Diskussion um die Digitalisierung unseres Gesundheitswesens. "Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen sind noch zu wenig digitalisiert. Wir müssen die Digitalisierung gemeinsam anpacken und tragfähige Modelle im Bereich E-Health entwickeln", fordert Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern. Dies sei für eine effiziente, sektorenübergreifende und vernetzte Versorgung der Patientinnen und Patienten dringend erforderlich.
Digitalisierung auf allen Ebenen krempelt Gesundheitswesen um
Digitale Technik, künstliche Intelligenz und Robotik krempeln das Gesundheitswesen um und halten an immer mehr Stellen Einzug in Praxen, Kliniken und bei den Menschen zu Hause. "Im Gesundheitswesen ist eine Zukunft ohne Digitalisierung nicht mehr denkbar. Die Versicherten und Patienten profitieren von einer effizienteren und sektorenübergreifenden Versorgung", ist Wöhler überzeugt. "Fehlmedikationen und Doppeluntersuchungen werden vermieden und gerade im ländlichen Raum können Patienten Wege und Wartezeiten erspart werden. Wichtig ist es, die Menschen bei diesem Prozess mitzunehmen", sagt Wöhler. Bei allem müsse der Mehrwert für die Versicherten Hand in Hand gehen mit höchstem Datenschutz. "Wir wollen Innovation fördern und müssen dabei Qualität und Datenschutz gewährleisten". Auch solle durch digitale Anwendungen nicht der Arzt-Patienten-Kontakt ersetzt werden. "Sie können diesen aber sinnvoll ergänzen, sowie bei der Diagnose und Therapie unterstützen", unterstreicht Wöhler.
Digitale Medizin hebt finanzielle Ressourcen im Gesundheitswesen
Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung McKinsey und des Bundesverbandes Managed Care (BMC) hätten in diesem Jahr bis zu 34 Milliarden Euro an Ausgaben für das deutsche Gesundheitswesen durch Digitalisierung eingespart werden können. Die Summe spiegelt zum Beispiel Einsparungen durch den papierlosen Austausch von Patientendaten. Aber auch die Videosprechstunde und die Nutzung von Apps spielen hierfür eine wichtige Rolle. "Dieses Potential müssen wir heben, um die Gesundheitsversorgung der Zukunft nachhaltig zu sichern", fordert Wöhler. "Gerade im Bereich der Apps brauchen wir daher gute Geschäftsmodelle für Start-ups im Bereich der E-Health."
Projekt RiSe-uP: Starker Rücken dank Handy
Jeden Dritten in Deutschland plagen im Laufe des Lebens länger anhaltende Rückenschmerzen. Neu sind Therapien, die den chronischen Schmerz per App lindern. "Wir brauchen ein Angebot, das die Patienten schon erreicht, bevor die Rückenschmerzen chronisch werden", fordert Professor Thomas Tölle, Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Schmerztherapie des Klinikums rechts der Isar der TU München. "Doch zunächst müssen sich die App-Angebote in wissenschaftlichen Untersuchungen als wirksam erweisen“, sagt Tölle. Daran arbeitet das Team um Professor Tölle. Unter dem Titel RiSe-uP „Rücken innovative Schmerztherapie mit e-Health für unsere Patienten“ ist in Bayern ein Experiment zur telemedizinischen Vernetzung an den Start gegangen, das Patienten mithilfe von e-Tools zum Selbstmanagement befähigen soll. Gemeinsam mit Programmierern entwickelten die Forscher die App Kaia für Patienten mit unspezifischen chronischen Rückenschmerzen. Die Kaia Rücken-App ist eine digitale Rückenschmerztherapie mit einem individuell angepassten Trainingsprogramm. Es gibt über 300 Übungen, die von Ärzten und Physiotherapeuten entwickelt wurden und die sich an das individuelle Fitness- und Schmerzlevel des Nutzers anpassen. Die App basiert auf drei Säulen: Wissen vermitteln, zur Bewegung animieren und Entspannung üben. "Wie und wann ein Nutzer das Programm abruft, bleibt ihr oder ihm überlassen. Das bietet den Patienten ein hohes Maß an Autonomie. Und das wünschen sich die Patienten auch", so Tölle.
Glossar:
Gesundheit schützen mit den Mimi-Apps
Ziel der Mimi-Hör-App ist es, digital Hörschäden vorzubeugen. Die präventive Idee ist gesundes Hören unkompliziert per App in den Alltag integrieren. "So kann jeder die Digitalisierung zum Schutz der Gesundheit nutzen", erläutert Wöhler. Denn die Zahl junger Menschen mit Hörschäden steigt stetig an. Ein Grund dafür ist das Hören lauter Musik. Die gemeinsame Präventionsinitiative von Barmer und Mimi Hearing Technologies sensibilisiert für Hörgesundheit und beugt Hörschäden vor. Jeder kann mit den angebotenen Apps aktiv werden. Mit der Mimi Hörtest App kann jeder in 6 Minuten anhand von WHO-Klassifizierungskriterien, wie das prozentuale Hörvermögen der Ohren aussieht und den Grad des Hörverlustes feststellen. Bei der Mimi Musik App passt ein Algorithmus Musik vom Smartphone dem Hörvermögen an. Durch Veränderung der Hörfrequenzbereiche, die beim Test schlechter abschneiden, wird Musikgenuss bei geringer Lautstärke möglich. Mehr finden Interessierte unter www.barmer.de/mimi-apps.