München, 12. Januar 2022 – Durchschnittlich 24 Tage waren die Beschäftigten in der Krankenpflege im Jahr 2020 arbeitsunfähig gemeldet und damit deutlich länger als der Durchschnitt der Beschäftigten in Bayern (16,3 AU-Tage). Obwohl COVID-19-Diagnosen im Jahr 2020 anteilig nur eine geringe Rolle bei den Arbeitsunfähigkeiten in der Krankenpflege spielten, ist dieser Anteil in Bayern sehr deutlich über dem Bundesdurchschnitt. „Der Gesundheitsreport unterstreicht damit indirekt auch die hohe Bedeutung von Abstands- und Hygieneregeln für die Beschäftigten und in Klinikabläufen“, stellt Prof. Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern, fest. Hygiene brauche eine große Akzeptanz und hohe Selbstverständlichkeit im Klinikalltag. "Wir brauchen in den Krankenhäusern und der Ausbildung einen Masterplan für mehr Hygiene und darüber hinaus – gerade in der besonders herausfordernden Pandemiezeit – für die Gesundheit der Mitarbeitenden ein betriebliches Gesundheitsmanagement, das leicht nutzbare Angebote bereithält, um die Beschäftigten zu unterstützen und Arbeitsunfähigkeiten zu reduzieren", fordert Wöhler.
Beschäftigte in der Krankenpflege haben ein höheres COVID-19-Risiko
In der Krankenpflege entstehen mehr als ein Viertel (25,9 Prozent) der Fehltage aufgrund von Muskel-Skelett-Erkrankungen, jede fünfte Krankmeldung (21,5 Prozent) erfolgt aufgrund von psychischen Erkrankungen. Covid-19-Diagnosen waren durchschnittlich für 0,7 Prozent der Fehlzeiten verantwortlich (Bundesdurchschnitt 0,4 Prozent). Obwohl COVID-Erkrankungen anteilig nur eine geringe Rolle bei den Gesamt-Arbeitsunfähigkeiten spielten, waren die Beschäftigten in der Krankenpflege in Bayern deutlich häufiger daran erkrankt (293AU -Tage je 1.000 VJ) als im Bundesdurchschnitt (195 AU-Tage je 1.000 VVJ). Berufsgruppenübergreifend ist dies noch signifikanter (+285 Prozent) gegenüber dem Bundesschnitt (76 AU--Arbeitsunfähigkeitstage-Tage je 1.000VJ). In der Krankenpflege Beschäftigte in bayerischen Krankenhäusern (211 AU--Arbeitsunfähigkeitstage-Tage je 1.000VJ) haben ein höheres Risiko sich mit dem Corona-Virus zu infizieren als Krankenpflegerinnen und –pfleger in Pflegeheimen (202 AU--Arbeitsunfähigkeitstage-Tage je 1.000 VJ).
Herausforderung Prävention im Klinikalltag
Sowohl für Muskel-Skelett-Erkrankungen als auch psychische Erkrankungen gibt es Präventionsmöglichkeiten. Durch das Angebot gesundheitsfördernder Maßnahmen über den Betrieb ließe sich so mancher Beschäftigter unterstützen. Besonders im stressigen Klinikalltag und in Pandemiezeiten sei das Betriebliche Gesundheitsmanagement eine Herausforderung. "Digitale und passgenaue BGM-Angebote können dazu beitragen, diese in den beruflichen Alltag zu integrieren", sagt Wöhler. „Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen fallen Änderungen bei der Ernährung oder Bewegung oftmals leichter und machen mehr Spaß", stellt Wöhler fest.
Verbesserung der Pflegesituation dringend erforderlich
"Der Gesundheitsreport Bayern 2021 der Barmer erscheint dankenswerterweise genau zu einer Zeit, in der sich die Verantwortlichen in den Kliniken und der Politik intensiv Gedanken über die mittel- und langfristigen Maßnahmen zur Verbesserung der Pflegesituation nach der Corona Pandemie machen. Die Pandemie hat die Beschäftigten in den Kliniken körperlich und psychisch erheblich belastet. Die aktuellen Zahlen der Barmer belegen, dass wir noch effektivere Maßnahmen zur Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen und zum Schutze der seelischen Gesundheit in der stationären Pflege brauchen," betont Dr. Martin Siess, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München.
Die nachstehenden Grafiken sind mit Quellenangabe des Barmer Gesundheitsreports 2021 nutzbar:
Das komplette Material zum Gesundheitsreport Bayern können Sie unter www.bifg.de/publikationen herunterladen.
Glossar
Ergebnisse aus dem Gesundheitsreport Bayern zu Arbeitsunfähigkeiten
- Die Bayern sind gesünder als der Bundesdurchschnitt. Hier gab es 2020 7 Prozent weniger AU-Fälle und 9,4 Prozent weniger AU-Tage. Während 2020 bundesweit jeder Arbeitnehmer durchschnittlich 18 Tage krankgeschrieben war, waren es in Bayern durchschnittlich 16,3 Tage. (Report S. 18 - 24)
- Im Vergleich zum Vorjahr sind die Krankheitstage in Bayern geringfügig um zwei Prozent auf durchschnittlich 16,3 Fehltage gesunken. (Vorjahr 16,6 Fehltage)
- Insgesamt wurden 2020 über 9,5 Millionen Fehltage in Bayern dokumentiert. (Report S. 288)
- Auf die vier relevantesten Krankheitsarten entfielen in Bayern 2020 insgesamt 68,8 Prozent und damit mehr als zwei Drittel der Fehlzeiten, dabei 22,1 Prozent auf Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems, 20,5 Prozent auf psychische Störungen, 11,5 Prozent auf Verletzungen und 13,2 Prozent auf Atemwegserkrankungen (Report S. 51)
- Nur in Baden-Württemberg (15,1 AU-Tage) und Hamburg (16,2 AU-Tage) waren die Fehlzeiten niedriger als in Bayern. Die meisten AU-Tage wurden in Sachsen-Anhalt dokumentiert (21,9 AU-Tage).
- Atemwegskrankheiten sind die häufigste Ursache von Arbeitsunfähigkeiten.
- AUs aufgrund von psychischen Störungen dauern mit durchschnittlich 51 Tagen am längsten (Vorjahr 45 Tage).
- Muskel-Skelett-Erkrankungen führen zu den meisten AU-Tagen (Report S. 51, 53, 81)
- Frauen fehlen häufiger aufgrund von psychischen Erkrankungen – Männer wegen Rückenschmerzen.
- Berufe in der Kranken- und Altenpflege (23,9 bzw. 26,6 AU-Tage), Post- und Zustelldienste (30,5 AU-Tage) und Berufe in der Reinigung/Gebäudereinigung (27,4 AU-Tage) haben in Bayern die höchsten Fehlzeiten.
- Berufe in Hochschullehre und –forschung (4,4 AU-Tage) haben die niedrigsten Fehlzeiten.