München, 09. August 2021 - Jedes Jahr bekommen allein in Oberbayern etwa 3.500 Frauen die Diagnose Brustkrebs. Drei Kliniken in München setzen jetzt auf digitales Monitoring per Handy-App, um die Gesundheit und die Lebensqualität von besonders schwer erkrankten Patientinnen zu verbessern, bei denen sich der Krebs über die Brust hinaus im Körper ausgebreitet hat. Das neue Angebot existiert unter anderem in den Kliniken Rechts der Isar, Dritter Orden und Harlaching. Sie alle beteiligen sich dazu an einem Forschungsprojekt der Berliner Charité und rekrutieren für die laufende Studie noch Teilnehmerinnen.
Engmaschige Betreuung in Echtzeit per Handy-App
Kern der neuen Versorgung sind Selbstberichte von Patientinnen, die per Handy-App übermittelt und automatisch ausgewertet werden. Frauen, die mit einem Brustkrebs, der Metastasen gebildet hat, in einer der drei Kliniken in Behandlung sind, bleiben auf diese Weise für eine engmaschige Betreuung in Verbindung. Mit Hilfe von Fragebögen berichten sie regelmäßig, wie es ihnen zu Hause geht. Die Handy-App fragt beispielsweise nach krankheitsbezogenen Beschwerden, Nebenwirkungen oder psychosozialer Belastung. Ein Algorithmus filtert die Eingaben nach Auffälligkeiten und löst gegebenenfalls im Klinikum eine Meldung aus. "Wir bekommen quasi in Echtzeit ein differenziertes Bild vom Gesundheitszustand unserer Patientinnen", sagt Professorin Dr. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik des Klinikums Rechts der Isar. "Die digitalen Selbstberichte helfen uns, Beschwerden frühzeitig zu erkennen und darauf zu reagieren. Auf diese Weise können wir die individuell bestmögliche Therapieentscheidung für die einzelne Frau treffen. Die Perspektive der Patientinnen ist ungeheuer wichtig, denn der Schweregrad bestimmter Krankheitssymptome wird von den betreuenden Ärztinnen und Ärzten häufig anders eingeschätzt oder auch unterschätzt."
Bundesweit 40 zertifizierte Brustkrebszentren dabei
Neben der Frauenklinik des Klinikums Rechts der Isar, verfolgen auch das Brustzentrum Süd der München Klinik Harlaching und das Klinikum Dritter Orden diesen Versorgungsansatz. Sie beteiligen sich am Forschungsprojekt PRO B, das unter Leitung der Berliner Charité an insgesamt 40 zertifizierten Brustkrebszentren in ganz Deutschland läuft. Mit einer Studie soll geprüft werden, wie wirksam diese neue Methode ist. Dr. Maria Margarete Karsten, Leiterin des Projekts PRO B an der Berliner Charité, erklärt die Hoffnungen, die sich damit verknüpfen: "Wir gehen davon aus, dass sich die Lebensqualität der Patientinnen deutlich verbessert und sich unter Umständen sogar das Überleben verlängert." Der Gemeinsame Bundesausschuss, in dem Ärzte, Klinken und Krankenkassen zusammenarbeiten, fördert das Projekt über drei Jahre mit insgesamt rund 4,8 Millionen Euro.
Das Forschungsprojekt wird in Kooperation mit der Deutschen Krebsgesellschaft e.V., der OnkoZert GmbH, der Barmer, der DAK-Gesundheit sowie der BKK·VBU durchgeführt. "Mit der Digitalisierung erschließen sich neue Behandlungsmöglichkeiten, die wir unseren Versicherten möglichst schnell zugänglich machen wollen", sagt Professorin Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern. "Wir freuen uns, dass wir drei gesetzlichen Kassen das Forschungsprojekt gemeinsam unterstützen. Im Falle positiver Studienergebnisse, kommt es nicht nur unseren Versicherten zugute, sondern auch allen, die zukünftig erkranken", erklärt Sophie Schwab, Leiterin der Landesvertretung der DAK-Gesundheit in Bayern. "Wir bündeln unsere Kräfte, die Patientinnen noch stärker in den Mittelpunkt der Behandlung zu rücken. Wer, wenn nicht die Erkrankte selbst, kann am besten über ihr Befinden Auskunft geben?", sagt Andrea Galle, Vorständin der BKK·VBU. "Dank digitaler Unterstützung – das Herzstück von PRO B ist – ist es den Behandelnden möglich, individuelle Therapieentscheidungen innerhalb kürzester Zeit zu treffen. Das steigert die Lebensqualität der Patientinnen."
Wer teilnehmen möchte, muss bestimmte medizinische Bedingungen erfüllen. Außerdem ist ein Zugang zum Internet erforderlich (über Smartphone) und die Bereitschaft, wöchentlich an einer Befragung per App zur Lebensqualität teilzunehmen.
Informationen zur Einschreibung gibt es beim Klinikum Rechts der Isar unter der Rufnummer 089 4140 2433; beim Brustzentrum Süd des München Klinikum Harlaching unter 089 6210 3006 und beim Klinikum Dritter Orden unter 089 1795 2540. Mehr zum Forschungsprojekt PRO B unter: www.pro-b-projekt.de.