München, 25. Februar 2022 – Im vergangenen Jahr waren in Bayern pro Woche durchschnittlich 1.870 Barmer-Versicherte mit Anspruch auf Krankengeld wegen Corona krankgeschrieben, bundesweit waren es 10.430. Das geht aus einer aktuellen Analyse des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Demnach waren in der Kalenderwoche 32 vom 8. bis 14. August lediglich 805 (bundesweit: 5.200) Beschäftigte mit Krankengeldanspruch wegen Corona krankgeschrieben. Die meisten Krankmeldungen gab es bayernweit in der Kalenderwoche 48 vom 28. November bis 4. Dezember mit 5.612 und bundesweit 22.700 Betroffenen. „Im vergangenen Sommer hat sich die Annahme als Trugschluss erwiesen, wonach die Corona-Pandemie mehr oder weniger vorüber sei. Das haben die hohen Fallzahlen ab dem Spätherbst deutlich gezeigt“, sagt die Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern, Prof. Dr. Claudia Wöhler. Die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln bleibe weiterhin ein wichtiges Mittel im Schutz vor einer Ansteckung.
Massive regionale Unterschiede bei Corona-Krankschreibungen
Wie aus der Barmer-Analyse hervorgeht, gab es im vergangenen Jahr deutliche regionale Unterschiede bei der Häufigkeit Corona-bedingter Krankschreibungen. Grundsätzlich hatten ostdeutsche Flächenländer die höchsten Raten. In Sachsen etwa waren pro Woche zwischen 25 bis 229 je 10.000 Beschäftigte mit Anspruch auf Krankengeld krankgeschrieben. Bayern folgt direkt danach mit 15 bis 103 Krankschreibungen. In Schleswig-Holstein dagegen waren nur zwischen sieben und 22 Barmer-Versicherte je 10.000 Krankengeld-Anspruchsberechtigte krankgeschrieben. „Für die regionalen Unterschiede bei den Corona-Krankschreibungen gibt es keine einzelne Ursache. Stattdessen werden zahlreiche Gründe in verschieden starkem Maße ausschlaggebend sein, darunter regional unterschiedliche Impfquoten. Letzten Endes bleibt das Verhalten jedes oder jeder Einzelnen ein ganz zentraler Faktor“, so Barmer-Landesgeschäftsführerin Wöhler. Auch die Bevölkerungsdichte in einer Region und die Arbeitsplatzstrukturen vor Ort könnten eine Rolle spielen. Schließlich gebe es Regionen mit verstärkt solchen Branchen, die nur in geringem Maße oder überhaupt kein Homeoffice ermöglichen könnten.
Frauen häufiger als Männer wegen Corona krankgeschrieben
Wie aus der Analyse des bifg weiter hervorgeht, waren bundesweit im Jahr 2021 durchgängig mehr Frauen als Männer wegen Corona krankgeschrieben. In Bayern waren bis zu 110 Frauen und 99 Männern je 10.000 potenziellen Krankengeldbeziehenden arbeitsunfähig. Bundesweit waren es im Vergleich bis zu 69 Frauen und 55 Männer. „Frauen arbeiten häufiger in sozialen Berufen als Männer, etwa in der Pflege. Das ist ein Grund dafür, dass sie häufiger mit dem Coronavirus in Kontakt kommen und daran erkranken“, sagt Wöhler. So seien beispielsweise im Jahr 2021 im Schnitt bundesweit 0,33 Prozent der Barmer-versicherten Berufstätigen in der Altenpflege wegen Corona krankgeschrieben gewesen. In der Informatik hingegen, wo immer noch ein Großteil der Beschäftigten männlich sei, habe der Corona-bedingte Krankenstand bundesweit bei 0,06 Prozent gelegen. In dieser Branche sei weitestgehend Homeoffice möglich, was mit zu einer niedrigeren Infektionsrate beigetragen haben dürfte. Eine weitere Ursache für mehr Corona-Infektionen bei Frauen sei, dass sie häufiger in der Familie die Pflege von erkrankten Personen übernehmen würden.
Dritte Corona-Welle trifft ältere Beschäftigte, vierte Welle die jüngeren
Laut der Barmer-Analyse hat die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr die Beschäftigten je nach Altersgruppe unterschiedlich stark getroffen. Während der zweiten und dritten Welle waren die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bundesweit dreimal häufiger wegen Corona krankgeschrieben als die jüngeren. In Kalenderwoche 3 vom 17. bis 23. Januar waren bundesweit 56 von 10.000 Krankengeld-Anspruchsberechtigten ab 60 Jahren arbeitsunfähig. Bei den Unter-20-Jährigen und bei den 20- bis 39-Jährigen traf dies auf etwa 20 bis 21 von 10.000 Personen zu. „Die zweite und dritte Pandemiewelle haben zu überproportional vielen Krankschreibungen bei älteren Beschäftigten gesorgt. Die vierte Corona-Welle hat dagegen vor allem junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer getroffen“, sagt Barmer-Landesgeschäftsführerin Wöhler. So seien in Kalenderwoche 48 vom 28. November bis 4. Dezember bei den Unter-20-Jährigen 82 von 10.000 Beschäftigten mit Krankengeld-Anspruch arbeitsunfähig gewesen. In der Gruppe ab 60 Jahren habe dies auf 68 je 10.000 Krankengeld-Anspruchsberechtigte zugetroffen.