BARMER Kinderatlas Bayern 2023 Vermehrte Defizite bei Spracherwerb und Motorik

Lesedauer unter 3 Minuten

München, 07. Juli 2023 – Bei Kindern in Bayern zeigen sich immer häufiger Störungen beim Spracherwerb sowie Defizite bei der motorischen Koordination. Das belegen Daten im aktuellen BARMER Kinderatlas. Demnach wurde bei 12,4 Prozent der Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren im Jahr 2021 eine sogenannte Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache diagnostiziert. Das entspricht rund 103.100 Mädchen und Jungen im Freistaat. Im Jahr 2006 waren 64.500 der Sechs- bis Zwölfjährigen und damit rund 60 Prozent weniger Heranwachsende von einer Sprachstörung betroffen. "Die Zahl der Kinder mit Defiziten beim Sprechen liegt auf einem hohen Niveau. Störungen beim Spracherwerb gehören mit zu den häufigsten Diagnosen bei Heranwachsenden", sagt Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der BARMER in Bayern. Zu den Sprech- und Sprachstörungen zählten etwa ein begrenztes Vokabular, Schwierigkeiten in der Satzbildung und bei der Grammatik sowie Probleme in der Ausdrucksfähigkeit und bei der Lautbildung. Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache zögen oft sekundäre Folgen nach sich, wie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, Störungen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen sowie im emotionalen und Verhaltensbereich. "Kinder erlernen Sprache durch Nachahmen. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern viel mit ihrem Kind kommunizieren und Medienkonsum begrenzen", empfiehlt Kindshofer.

Weder Hampelmann noch Purzelbaum

Auch der Anteil an Kindern mit motorischen Entwicklungsstörungen hat laut Auswertung im BARMER Kinderatlas deutlich zugenommen: Während im Jahr 2006 noch bei rund 28.700 der Sechs- bis Zwölfjährigen in Bayern Defizite in der motorischen Koordination festgestellt wurden, waren es im Jahr 2021 rund 44.800 Kindern (+56 Prozent). Die Diagnoserate liegt in der Altersgruppe bei 5,4 Prozent. Zu den Ursachen für den Anstieg der motorischen Entwicklungsstörungen zählt auch der zunehmende Bewegungsmangel unter Heranwachsenden. "Viele Kinder können heute weder Hampelmann noch Purzelbaum. Dabei sind gut entwickelte, motorisch koordinative Fähigkeiten wichtig für Schule und Alltag", sagt Alfred Kindshofer. Eltern sollten deshalb ihre Kinder schon von klein auf zu vielfältigen fein- und grobmotorischen Bewegungsabläufen motivieren. Sollte auffallen, dass Kinder schlecht das Gleichgewicht halten, oft Sachen fallen lassen oder im Vergleich zu Gleichaltrigen tollpatschig wirken, könnten Eltern das Gespräch mit Kinderärztin oder Kinderarzt suchen.

Kontinuierlicher Aufwärtstrend bei Entwicklungsstörungen

Inwieweit die Corona-Pandemie Defizite beim Spracherwerb und der motorischen Koordination noch verstärkt hat, ist derzeit noch nicht absehbar. So ist die Zahl der bayerischen Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen vom Jahr 2019 zum Jahr 2021 um 0,2 Prozent angestiegen. Bei den motorischen Störungen fiel das Plus mit 0,9 Prozent etwas höher aus. "Wir sehen in den Daten einen kontinuierlichen Aufwärtstrend bei den umschriebenen Entwicklungsstörungen. Allerdings ist bisher kein überproportionaler Anstieg in Zeiten der Lockdowns auszumachen", sagt BARMER-Landeschef Kindshofer. Inwieweit die Einschränkungen während der Pandemie auch Auswirkungen auf diese Entwicklungsstörungen haben werden, ist Gegenstand weiterer Forschungen. "Es ist wichtig, dass wir jetzt ein besonderes Augenmerk auf die gesunde Entwicklung aller Kinder legen", so Kindshofer. Die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung von Heranwachsenden stehe deshalb auch im Fokus des BARMER Kinder- und Jugendprogramms. Teilnehmende Familien profitierten unter anderem von zusätzlichen Früherkennungsuntersuchungen, kürzeren Wartezeiten beim Arztbesuch sowie einer Beratung der Eltern zu vielen Gesundheitsthemen.

Service für Redaktionen

Mehr zum BARMER Kinder- und Jugendprogramm: www.barmer.de/a000068

Datenquelle BARMER Kinderatlas: Es wurden BARMER-Daten (für die Pressemitteilung ICD-Schlüssel: F80 als Störung des Spracherwerbs, F82 für die Störungen bei der motorischen Koordination F82) von Kindern bis 14 Jahren, für den Zeitraum 2005 bis 2021 ausgewertet, standardisiert und hochgerechnet auf die Bevölkerung in den einzelnen Bundesländern. Kinderatlas – Ambulante Diagnosen ICD-3-Steller – bifg

Diese Pressemitteilung finden Sie unter: www.barmer.de/p027412 .

Kontakt für die Presse:

Stefani Meyer-Maricevic
Pressesprecherin Barmer Bayern
Telefon: 0800 33 30 04 25 1131
E-Mail: presse.by@barmer.de
Twitter: twitter.com/BARMER_BY