BARMER Pflegereport 2024

BARMER fordert finanzielle Entlastungen für Pflegebedürftige

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München, 22. Januar 2025 - Der aktuelle Pflegereport der BARMER zeigt, dass immer mehr Menschen in Bayern länger Pflege benötigten. Laut Report lag die Pflegedauer bei kürzlich Verstorbenen im Schnitt bei 3,9 Jahren. Bei aktuell Pflegebedürftigen wird sie sich im Schnitt mit 7,5 Jahren nahezu verdoppeln. Zudem stiegen die Ausgaben je pflegebedürftiger Person in Bayern in den letzten fünf Jahren im Schnitt um 53 Prozent. Dies dürfte die schon jetzt durch Unterfinanzierung und Fachkräftemangel gezeichnete Situation der Pflege weiter verschärfen. "Pflegebedürftige und deren Angehörige müssen schnell finanziell entlastet werden", fordert Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der BARMER in Bayern. "Pflege darf kein Luxusgut sein. Die Pflegeversicherung muss dringend reformiert werden, um sie zukunftssicher & generationengerecht aufzustellen, denn niemanden soll aufgrund von Pflegebedürftigkeit um seine finanzielle Existenz fürchten müssen", so MdL Andreas Hanna-Krahl, Sprecher für Gesundheit und Pflege der Fraktion Bündnis 90/die Grünen im Bayerischen Landtag.

Längere Pflegedauer und steigende Eigenanteile

Durch die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017 haben viele Menschen erstmals Leistungen der Pflegekassen erhalten, die diesen Anspruch vorher nicht gehabt haben. "Die Pflegedauer wurde dadurch erheblich verlängert"“ erläutert Kindshofer. Auch die finanzielle Belastung Pflegebedürftiger in der stationären Pflege stieg in Bayern deutlich von durchschnittlich 1.766 Euro im Jahr 2018 auf 2.699 Euro im Jahr 2024. "Eigenanteile in diesem Umfang drohen die Legitimation der Pflegeversicherung zu zerstören, die im Jahr 1995 an den Start ging, um pflegebedingte Verarmung zu verhindern", so Kindshofer.

Steuerfinanzierte Pflegezeit entlastet Angehörige

Über 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden von Angehörigen gepflegt. "Um diese finanziell zu entlasten, muss eine steuerfinanzierte Pflegezeit für Angehörige in Anlehnung an die Elternzeit geprüft werden", fordert Kindshofer. Renten- und Arbeitslosenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige seien eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Daher müssten diese Beiträge vom Bund getragen werden. 

Pflegeversicherung von versicherungsfremden Leistungen befreien

"Darüber hinaus muss die Pflegeversicherung von sogenannten versicherungsfremden Leistungen, also eigentlich staatlichen Aufgaben wie die Pflegeausbildung, befreit werden, so wie es die Ampelregierung in ihrem Koalitionsvertrag vorgesehen hatte", sagt Kindshofer. Die Finanzierung sei eine öffentliche Aufgabe und müsse grundsätzlich über Steuern finanziert werden. 

Freistaat mehr an Investitionskosten für Pflegeheime beteiligen

"Die Versicherten könnten bei den Eigenanteilen aber auch entlastet werden, indem der Freistaat die Investitionskosten für die Infrastruktur der Pflegeheime stärker übernehmen würde" sagt Kindshofer. Notwendige Investitionskosten müssten transparent sein und Teil der Pflegesatzverhandlungen werden. "Dazu gehören auch die Kosten für die Digitalisierung", betont Kindshofer.

Grüne fordern eine Bayerische Landespflegegesellschaft

Im Zuge dessen übt Hanna-Krahl Kritik am Landespflegegeld. Er fordert, dass die für das Landespflegegeld aufgewendeten Mittel verstärkt in die bayerische Pflegeinfrastruktur wie bspw. die Verhinderungspflege, Wohn- und Versorgungskonzepte, Beratungsangebote, Digitalisierung und in die gezielte Unterstützung von pflegenden Angehörigen investiert werden. Diese Maßnahmen fördern die Selbstbestimmung und Lebensqualität pflegebedürftiger Menschen und ihrer Angehörigen. "Eine quartiersbezogene Pflege unterstützt dabei, dass pflegebedürftige Bürger*innen möglichst lange in ihrem vertrauten Umfeld bleiben können,“ so der Landtagsabgeordnete.

Konkret hat MdL Andreas Hanna-Krahl einen Vorschlag: Mit der Gründung einer Bayerischen Landespflegegesellschaft will er Pflegende Angehörige unterstützen, denn diese sind das Rückgrat in der pflegerischen Versorgung. Innerhalb des Modellprojektes der Landespflegegesellschaft sollen pflegende Angehörige sozialversicherungspflichtig beim Staat angestellt werden. "Wir brauchen endlich einen Paradigmenwechsel in der Care-Arbeit und echte Entlastungsangebote und finanzielle Absicherung für die größte Gruppe der Pflegenden", stellt Hanna-Krahl fest.

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