München (28.06.2016) In Bayern leiden über 520 000 Menschen an chronischem Schmerz, dessen Ursache unbekannt ist. Das sind rund 4,1 Prozent der Bevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommt der Barmer GEK Arztreport 2016. Damit liefert der Barmer GEK Arztreport 2016 erstmals valide Zahlen auf Basis von Krankenkassendaten. Deutschlandweit wurde bei etwa 3,25 Millionen Menschen eine chronische Schmerzdiagnose ohne direkten Organbezug dokumentiert.
Chronischer Schmerz im Landkreis Landshut am häufigsten
In Bayern leben die meisten Menschen mit chronischen Schmerzen laut Barmer GEK Arztreport im Landkreis Landshut. Dort sind über 8 Prozent der Bevölkerung betroffen. Den niedrigsten Wert weisen Dillingen an der Donau mit 2,4 Prozent und Aichach-Friedberg mit 2,5 Prozent der Bevölkerung aus.
Chronifizierung von Schmerzen vermeiden
„Wir müssen alles tun, damit Schmerzpatienten besser leben können“, sagt Gerhard Potuschek, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in Bayern. Deshalb unterstützt die Krankenkasse Bemühungen der Fachgesellschaften, verbindliche Kriterien für die multimodale Schmerztherapie zu entwickeln. Die multimodale Schmerztherapie ist eine zeitintensive, interdisziplinäre Behandlung, bei der Ärzte verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten. Wichtig sei auch die Vermeidung von chronischen Schmerzen, denn, so Potuschek „als Schmerzpatient wird man nicht geboren, man wird dazu gemacht. Wir brauchen wir ein abgestuftes Schmerzkonzept mit dem Hausarzt als Lotsen“, fordert er. Es muss schon frühzeitig erkannt werden, welche Therapie für den Patienten die richtige ist. Dabei muss auch an die psychische und soziale Dimension des Schmerzes gedacht werden. Nur so kann eine Chronifizierung des Schmerzes vermieden werden.
88 von 100.000 erhalten eine multimodale Schmerztherapie
Chronische Schmerzen sind eine eigenständige Erkrankung, die besonders behandelt werden muss. Eine solche Möglichkeit stellt die multimodale Schmerztherapie dar, eine interdisziplinäre und zeitintensive Behandlung. In Bayern erhalten nur 0,088 Prozent der Betroffenen eine multimodale Schmerztherapie. Wer multimodal behandelt wird, muss mindestens drei Merkmale wie etwa eine drohende Beeinträchtigung der Lebensqualität, eine fehlgeschlagene unimodale Schmerztherapie und eine gravierende Begleiterkrankung aufweisen.
Hintergrundinformation:
Für den Barmer GEK Arztreport 2016 hat das Aqua-Institut in Göttingen die pseudonymisierten Daten von mehr als 8 Millionen Barmer GEK Versicherten aus dem Jahr 2014 ausgewertet. Für die Ermittlung der Häufigkeit von chronischen Schmerzen ohne einen direkten Organbezug wurden die Diagnosen F45.41 ("Chronische Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren"), R52.1 ("Chronisch unbeeinflussbarer Schmerz") und R52.2 ("Sonstiger chronischer Schmerz") berücksichtigt.