München, 16. Januar 2025 – Laut einer aktuellen Auswertung des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung waren im Jahr 2023 in Bayern mehr als 212.000 Menschen aufgrund von Alkoholsucht in ärztlicher Behandlung. Von diesen waren etwa 150.000 Männer und 62.000 Frauen alkoholabhängig. Besonders häufig tritt die Sucht bei Menschen in der zweiten Lebenshälfte auf: Rund 44.000 Männer und 16.000 Frauen im Alter von 55 bis 64 Jahren wurden mit Alkoholsucht diagnostiziert. "Mit unseren Daten können wir medizinische Behandlungen in Zusammenhang mit einer Alkoholerkrankung erfassen. Die tatsächliche Anzahl der Betroffenen könnte jedoch deutlich höher liegen. Es ist an der Zeit, das Thema Alkoholsucht verstärkt in den Fokus der Gesundheitsvorsorge zu rücken und die gesellschaftliche Verharmlosung von Alkohol kritisch zu hinterfragen", sagt Alfred Kindshofer, Landesgeschäftsführer der BARMER in Bayern. Alkoholsucht sei eine zerstörerische Krankheit mit weitreichenden Auswirkungen auf Gesundheit, Psyche, soziale Beziehungen und berufliche Perspektiven. Trotz dieser Folgen werde das Problem oft unterschätzt und tabuisiert, da Alkohol leicht verfügbar und weit verbreitet sei, was die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Abhängigkeit erschwere.
Regionale Unterschiede bei Alkoholsucht
Die BARMER-Analyse zum Alkoholismus zeigt große regionale Unterschiede. In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen liegt der Anteil alkoholkranker Menschen um mehr als ein Drittel über dem Bundesschnitt. Dort wurden im Jahr 2023 jeweils etwa 2,6 Prozent und 2,3 Prozent der Bevölkerung wegen Alkoholsucht behandelt. Bayern liegt mit einem Anteil von 1,6 Prozent etwas unter dem Bundesschnitt von knapp 1,7 Prozent. Die niedrigsten Raten wurden in Hessen und Baden-Württemberg mit rund 1,5 Prozent verzeichnet. "Die erheblichen regionalen Unterschiede bei Alkoholsucht lassen sich nicht allein medizinisch erklären. Auch soziale und demografische Aspekte spielen vermutlich eine wichtige Rolle", sagt Kindshofer. Es sei entscheidend, die Prävention und Behandlung von Alkoholsucht auf regionaler Ebene gezielt zu fördern, um die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen.
Alkohol-Selbsttest
"Sowohl das Suchtpotenzial als auch die gesundheitlichen Risiken von Alkohol werden von vielen unterschätzt. Das hat auch damit zu tun, dass selbst risikoreicher Alkoholkonsum in Deutschland weitgehend gesellschaftlich akzeptiert ist. Dabei ist Alkohol ein Zellgift, das für die Entstehung von mehr als 200 Krankheiten mit verantwortlich ist", sagt Kindshofer. Wer den Verdacht hat, ein Alkoholproblem zu haben, könne online einen anonymen Selbsttest machen oder sich ärztlichen Rat einholen. Je nach Ergebnis werde dann entschieden, welche nächsten Schritte sinnvoll sind. Auch eine Suchtberatung oder Selbsthilfegruppen seien gute, erste Anlaufstellen sowohl für Betroffene als auch für deren Angehörige.
Kostenfreier Online-Selbsttest: www.barmer.de/selbsttest-alkohol
Datenquelle:
Auswertungen von BARMER-Versichertendaten, hochgerechnet auf die reale Bevölkerungsstruktur in Bayern. Erfasst wurden alle Personen, für die im Jahr 2023 mindestens einmal eine ICD Diagnose F10 (Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol) im ambulanten oder stationären Bereich (Haupt- oder Nebendiagnose) abgerechnet wurde.