Wie können niedergelassene Ärzte, Kliniken, Rehabilitations- und Pflegeeinrichtungen besser zusammenarbeiten? Das war das Thema des ersten Länderforums Gesundheit, zu dem die Barmer Bayern und Baden-Württemberg nach Günzburg eingeladen hatten. Denn Fakt ist: Das nebeneinander der Sektoren ist unwirtschaftlich und führt zu unnötigen Doppeluntersuchungen, die unerwünschte Nebenwirkungen für die Patienten haben können. „Die medizinische Versorgung muss daher stärker sektorenübergreifend am Bedarf der Patienten ausgerichtet werden“, forderte Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer Bayern, vor mehr als 100 Gästen aus Gesundheitswesen und Politik.
Gesundheitspolitisches Schwerpunktthema
Vor über 100 Gästen forderte Barmer Landesgeschäftsführer Winfried Plötze die Politik auf, die sektorenübergreifenden Versorgung auf der Agenda endlich ganz oben anzusiedeln. „Wir wissen seit Jahren um die Missstände, doch bis heute fehlt seitens der Politik ein überzeugendes Gesamtkonzept, wie Kliniken und niedergelassene Ärzte ihre Arbeit zum Wohl der Patienten besser aufeinander abstimmen können.“
Kathrin Sonnenholzner, Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Gesundheit und Pflege im Bayerischen Landtag, sagte, „die Überwindung der Hemmnisse bei der sektorenübergreifenden Versorgung wird zukünftig ein Schlüssel für die flächendeckende Gesundheitsversorgung, gerade in ländlichen Gebieten sein. Dafür müssen in der nächsten Legislaturperiode in Berlin die Weichen gestellt werden.“
Orientierung an den Lebenswelten der Patienten
Für Baden-Württembergs Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha steht das Gesundheitswesen vor großen Herausforderungen. „Dazu tragen gesellschaftliche Veränderungen wie der demografische Wandel, die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung und der medizinischen Fortschritt bei. Der sektorenübergreifenden Versorgung kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Ziel muss es sein, eine möglichst nahtlose, bedarfsgerechte und wirtschaftliche Versorgung herzustellen, die sich am Patienten und seinen Lebenswelten orientiert und die verstärkt von den Kommunen und Regionen mitgestaltet wird. In Baden-Württemberg haben wir die Förderung der sektorenübergreifende Versorgung im Koalitionsvertrag festgeschrieben und erproben diese derzeit sehr erfolgreich in einem landkreisübergreifenden Modellprojekt.“
Mehr Regionalität bei wagen
Gabriele Hörl, Abteilungsleiterin Gesundheitspolitik des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege, sprach sich für mehr Regionalität bei der sektorübergreifenden Versorgung aus. „Wir brauchen regionale und flexible Lösungen, abgestimmt auf die jeweiligen örtlichen Bedürfnisse.“
Vernetzung muss auch digital weiter gedacht werden
„Im Sinne von „Gesundheit weiter gedacht“ muss Vernetzung auch digital weiter gedacht werden“, forderte Dr. Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer Bayern. Mit der elektronischen Gesundheitskarte ist die Digitalisierung längst im medizinischen Versorgungsalltag angekommen. Digitalisierung und Telemedizin müssen die Behandlung für die Patienten verbessern, aktives Gesundheitsmanagement ermöglichen und den medizinischen Fortschritt vorantreiben. „Telediagnostik, Onlinesprechstunden, Telemonitoring und die Beratung im Internet dürfen keine Tabuthemen sein. Gerade in Flächenstaaten könnten so die Versorgung der Patienten im ländlichen Raum gesichert werden.“